Verkehr: Staatssekretär Kirchner plant Trasse für Radler von der Prenzlauer Allee bis Gesundbrunnen.
Berlins grüner Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner braucht offensichtlich keine Anlaufzeit im neuen Amt: Noch bevor das alte Jahr seinen Atem aushauchte, sorgte er mit seinen Vorstellungen zur Zukunft des Gleimtunnels für einen medialen Paukenschlag. „Die Gleimstraße wird eine Fahrradstraße“, kündigt er an. „Wir werden die Gleimstraße aus dem Netz der Hauptverkehrsstraßen herausnehmen. Mit der Fahrradstraße reagieren wir auch auf den steigenden Radverkehr auf dieser Strecke“, erklärt Kirchner.
Attraktive Radverbindung
Damit nicht genug: Auch die Stargarder Straße hin zur Prenzlauer Allee sowie die Rügener Straße westlich des Gleimtunnels bis zur Brunnenstraße sollen Fahrradstraßen werden. Damit entstünde eine attraktive Radverbindung parallel zur S-Bahntrasse der Ringbahn. Manche Anrainer aber verstanden vor allem eins: Der Gleimtunnel solle dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt bleiben. Dem widerspricht Kirchner vehement: „Fahrradstraße heißt nicht autofreie Straße, sondern nur, dass dort Radler auch nebeneinander fahren dürfen und Autofahrer auf Radfahrer Rücksicht zu nehmen haben.“ Der Staatssekretär verweist auf bereits funktionierende Beispiele wie die Linienstraße in Mitte, die Choriner Straße in Prenzlauer Berg oder die Norwegerstraße in Pankow.
Warten auf grünes Licht
Kirchner räumt ein, dass die Ereignisse um den Gleimtunnel Anlass waren, das Projekt gerade jetzt anzupacken. Nach dem Jahrhundert-Regen im Juli ist die wichtige Verbindung zwischen Mitte und Pankow immer noch dicht. Obwohl dem 110-jährigen, denkmalgeschützten Viadukt nach dem Wassereinbruch die erforderliche Stabilität längst bescheinigt wurde, in dem 130 Meter langen Bauwerk zwei neue Radwege asphaltiert und Teile der Straße neu gepflastert wurden. Auch ein neuer Kreisverkehr am westlichen Tunnelende entstand als Zufahrt zum neuen Wohngebiet der Groth-Gruppe. Doch ohne grünes Licht von der Verkehrslenkung Berlin durfte der Tunnel vor Weihnachten nicht mehr freigegeben werden.
Viel Detailarbeit
Der Vororttermin mit allen Beteiligten am Dienstag diente vor allem dazu, dies nun schnellstens nachzuholen. Gleichzeitig aber ging es um Kirchners Fahrradstraßenplan. Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) warnte schon vorab vor Schnellschüssen, befürchtet negative Verdrängungseffekte für die Seitenstraßen. Aus der Senatsverwaltung heißt es, auch wenn tatsächlich wichtige Vorarbeiten erst noch nötig seien, werde die Fahrradstraße ab jetzt „prioritär geplant“. Weil viel Detailarbeit dahintersteckt, etwa zur Entwidmung der Gleimstraße oder wegen der Auswirkungen auf den Linienbusverkehr, sind konkrete Zeithorizonte derzeit nicht zu erfahren.
Michael Hielscher, Bild: Jürgen Zweigert