Kurzzeitzone: Bezirk erprobt in Tegeler Altstadt zwei Jahre lang das „Parken mit Scheibe“.
In Tegel ist der Parkraum knapp
Der Ärger um belegte Parkplätze rund um die Borsighallen und in Alt-Tegel bringt Anwohner und Kunden immer wieder auf die Palme. Inzwischen belegen nicht nur die Tagespendler aus Oberhavel und dem Barnimer Land die Plätze, sondern auch Dienstwagen neu angesiedelter Firmen. Wie etwa die Auslieferungsfahrzeuge des kürzlich eröffneten Verteilzentrums von Amazon, die die Straße am Borsigturm jeden Morgen zuparken. Kunden und Mitarbeiter der Hallen sind erbost. „Wir haben uns gefreut, dass Amazon Reinickendorfer Wirtschaft belebt. Aber das geht natürlich nicht“, sagt Bezirksstadtrat Martin Lambert (CDU). Er wandte sich an den Internet-Giganten, der sofort Besserung gelobte. Amazon sicherte jetzt zu, auf dem Gelände noch mehr Parkplätze für seine Lieferpartner anzumieten. Statt auf der Straße sollen die Fahrzeuge dort abgestellt oder zur Privatnutzung mit nach Hause genommen werden. Lambert ist zuversichtlich: „Das wird die Situation deutlich entspannen.“
Pendler fernhalten
Entspannter soll es auch um den U-Bahnhof Alt-Tegel zugehen. Für eine aufwändige Parkraumbewirtschaftung mittels aufgestellter Automaten ist das Gebiet zu klein. Deshalb wurde hier probeweise eine Kurzzeitparkzone eingerichtet. Sie gilt im Gebiet zwischen Humboldtmühle und Borsighallen sowie Eisenhammerweg bis zur S-Bahn im Osten; montags bis sonnabends von 8 bis 18 Uhr muss die Parkscheibe sichtbar ausliegen. Mit der Beschränkung der Parkdauer auf maximal drei Stunden will der Bezirk vor allem die Umland-Pendler fernhalten. „Sie stellen ihre Autos hier ab und fahren mit U- oder S-Bahn zur Arbeit“, sagt Lambert. Viel besser fände er es, wenn sie das bereits in Hennigsdorf und anderen S-Bahnstationen des Umlandes täten: „Es ist ganz wichtig, dort entsprechende Parkmöglichkeiten zu schaffen, damit unsere Plätze für Kunden und Anwohner frei bleiben.“ Das Bezirksamt erteilte 1.400 Anwohnern und Betrieben der betroffenen Straßen eine Ausnahmegenehmigung, die zum Parken ohne Parkscheibe berechtigt; sie kostet rund 20 Euro für zwei Jahre. Die Händler und Gewerbetreibenden freuen sich über das Kurzeitparken und rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte. Inzwischen sind auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterwegs und verteilen „Knöllchen“ an Parkscheiben-Muffel.
Entspannt begegnen
Überdies halten die Betreiber des Parkhauses am Borsigturm nun preisgünstigere Pendlertickets bereit. Für 40 Euro monatlich können Berufspendler montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr ihre Autos hier sicher abstellen. Das Angebot gilt für Nichtberliner mit Arbeitsplatz außerhalb Tegels. Ansonsten kostet das monatliche Parken 60 Euro; ein Euro die Stunde, zehn Euro für den ganzen Tag. Bleibt zu hoffen, dass Tegel-City mit diesen Maßnahmen weniger zugeparkt wird und sich Anwohner, Pendler und Touristen entspannter begegnen können.
Jürgen Zweigert, Bild: Getty Images/iStockphoto