Interview: Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Frank Balzer geht optimistisch in das Wahljahr.

Vier Stunden, 14 Minuten, 24 Sekunden – die Zahlen hat Frank Balzer im Kopf. Damit behauptete er sich 2013 im Mittelfeld der 40.000 Berlin-Marathon-Läufer. „Sport gehört zu meinem Leben“, sagt der vielseitig aktive Bürgermeister Reinickendorfs, der seit vielen Jahren auch das Sportressort im Bezirk lenkt. Seit 2009 ist der 51-jährige diplomierte Verwaltungswirt Amtschef im „Fuchsbezirk“. Jürgen Zweigert traf Frank Balzer (CDU) zum Gespräch.

Wahljahr 2016 – was haben Sie sich vorgenommen?

Balzer: Ich bin ein Reinickendorfer Urgestein – hier geboren, Kindheit, Benjamin-Franklin-Oberschule, Fußball im SC Borsigwalde 1910, Familie. Ich lebe und „brenne“ für meinen Bezirk, kenne die Freuden und Sorgen seiner Bürgerinnen und Bürger. Wahl hin oder her – ich mache das, was ich schon seit Jahren mache: Eine Politik, die auf die Menschen hört, sie mitnimmt und von unserem Kurs überzeugt. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserer erfolgreichen Politik gute Karten für die Wahl haben und werde wieder antreten. Wichtig sind mir insbesondere der Erhalt des sozialen Friedens und ein stabiler Haushalt, mit dem wir Reinickendorf auch künftig so gut entwickeln werden.

Wird das schwieriger angesichts der Chef-Vakanz im Jugend-, Familien- und  Sozialressort?

Balzer: Nein, das sehe ich nicht. Es gab im Bezirksparlament bisher keine Mehrheit für den SPD-Kandidaten. Damit müssen wir leben. Solange das so ist, leitet Wirtschaftsstadtrat Brockhausen dieses Ressort kommissarisch mit. Dafür kommt Entlastung von vielen Seiten des Hauses. Ich selbst habe u.a. seinen Vorsitz in der Trägerversammlung der Jobcenter und im Kita Verwaltungsrat übernommen. Wenn weitere Hilfe notwendig ist, stehen die anderen Kollegen auch zur Verfügung.

Worauf sind Sie stolz?

Balzer: Schauen Sie sich um: Niemand in Berlin engagiert sich so viel fürs Grün und für Sauberkeit wie wir. Gerade wurden wieder 100.000 zu den vorhandenen 300.000 Blumenzwiebeln sowie 50.000 Blumen gepflanzt und Grünanlagen zurück geschnitten. Ich freue mich sehr über die Aufräum- und Mitmach-Aktivitäten der Reinickendorfer. Unser einstimmig beschlossener Doppelhaushalt lässt ausreichend Spielraum zur Aufrechterhaltung der Angebote in den Bereichen Jugend, Sport, Schule, Soziales. Wir mussten keine Einrichtung schließen. Jährlich sanieren wir drei, vier Spielplätze und zwei Sportplätze, investieren viel in unsere Schulen. Dinge, die einen Wohlfühl-Bezirk ausmachen, dem sich die Menschen eng verbunden fühlen. Das wird auch 2016 so sein.

Was sind die „großen Brocken“ in diesem Jahr?

Balzer: Natürlich setzt das Wohlfühlen ein solides wirtschaftliches Fundament, sichere und neu entstehende Arbeitsplätze voraus. Da sind wir auf gutem Weg. Besonders am Herzen liegen mir die Entwicklung der Einkaufszentren sowie Handel und Gewerbe rings um die Residenzstraße. Für ihre weitere Gestaltung werden aus dem Senatsprogramm „Aktive Zentren“ dieses Jahr zwei bis drei Millionen Euro investiert. Auch das Tegel-Center und das Märkische Zentrum werden sich dank ihrer neuen Eigentümer gut entwickeln. Der Wohnungsbau wird auf Basis bezahlbarer Mieten voran gebracht. Viel Platz ist dafür nicht mehr in Reinickendorf – doch beispielsweise auf dem Airport-Gelände wollen wir nach dem TXL-Abzug nicht nur einen Hightech-Campus, sondern auch eine facettenreiche Wohnungsbebauung.

Was bewegt Sie mit am stärksten?

Balzer: Zweifelsohne das Flüchtlingsdrama. Ich bin entsetzt über das anhaltende Grauen im Nahen Osten. Und tief beunruhigt über das Hin und Her im europäischen Haus. Europa braucht dringend Regeln für eine geordnete Zuwanderung. Ich habe tiefes Mitgefühl mit den Menschen, die Krieg und Terror entkommen und Schutz bei uns suchen. Wir müssen ihnen mit unseren Möglichkeiten helfen.

Wie ist die Situation im Bezirk?

Balzer: In Reinickendorf sind derzeit 2.700 Flüchtlinge untergebracht. Hinzu kommen etwa 200 unbegleitete Minderjährige, die in entsprechenden Einrichtungen betreut werden. Der Senat hat im Bezirk drei Sporthallen requiriert. Solche Notunterkünfte sind gewiss die schlechteste Lösung, Integration gelingt hier nicht. Besser ist eine Unterbringung in Wohnungen oder Modularen Bauten. Aber hier befinden wir uns erst am Anfang der Herrichtung dieser Einrichtungen. Reinickendorf ist und bleibt engagiert, auch dank seiner vielen ehrenamtlichen Helfer.

red / Bild: privat