Warum es so lange dauerte, bis die Behörden aktiv wurden

Wahrscheinlich muss immer erst etwas passieren, ehe reagiert wird. Dies ist in vielen Lebenslagen die Erfahrung vieler Bürger. Und diese musste nun auch Christian Bormann machen. Er entdeckte seinerzeit die Reste der „Urmauer“ in der Schönholzer Heide und sorgte damit auch international für Aufsehen.

Doch jetzt hätte es das älteste noch erhaltene Stück des „antifaschistischen Schutzwalls“ (DDR-Sprech) fast erwischt. Bei einem der heftigen Stürme im Juni wurde eine Buche entwurzelt und begräbt nun einen Teil der Mauerreste unter ihrem dicken Stamm, glücklicherweise so, dass nicht die komplette Mauer zerstört wurde.

Dennoch zeigte sich Berlins Indiana Jones, wie ihn die New York Times nannte, besorgt: „Schon weit vor den Sturmschäden“, so Bormann, „zeigte vor allem das Bezirksamt Reinickendorf in Person seiner Baustdträtin keinerlei Interesse mehr an der Mauer.“ Aus lauter Verzweiflung hatte Christian Bormann an die Bundeskanzlerin und an Berlins Regierenden Bürgermeister geschrieben und den Sachverhalt geschildert.

Und nun, nachdem etliche Zeitungen über die Gefährdung der denkmalgeschützten Mauerreste geschrieben hatten, „kommt endlich Bewegung in die Sache“, freut sich Bormann. Bereits für Freitag dieser Woche will die Feuerwehr Wilhelmsruh erste Sicherungsmaßnahmen durchführen.

Die Deutsche Bahn, auf deren Gelände ein Teil der Mauer samt umgestürztem Baum liegt, wurde aufgefordert, sich sofort um die Beräumung zu kümmern. „Plötzlich ging alles ganz schnell“, erzählt Christian Bormann. Monatelang passierte nichts, jetzt gab es ein klärendes Gespräch mit der Stiftung Berliner Mauer, die sich jetzt endlich dieses wichtigen Reliktes des DDR-Grenzschutzes annehmen will. Manchmal muss eben erst was passieren…

Datum: 11. Juli 2019 Text: Manfred Wolf Bild: Nils Michaelis