In der Kleingartenkolonie „Feldblume 1915“ eröffnet ein Lehrgarten für kleine Naturfreunde.
Sie war schon immer ein Blickfang, die Parzelle 68 in der Kleingartenkolonie „Feldblume 1915“. Die ehemalige Pächterin, Christa Stammert, hat ihren Garten 56 Jahre lang liebevoll gepflegt – mit einem Totholzhaufen, einem Teich, Nistkästen, großem Kompost und vielfältigen Pflanzen. Die heute 89-Jährige musste ihr geliebtes Idyll im vergangenen Jahr aus Altersgründen aufgeben. Ihr Garten blüht allerdings weiter. Und bringt Kinderaugen zum Strahlen.
Im Grünen lernen
Am 29. April, ab 11 Uhr, wird die Parzelle 68 in der Kolonie, direkt hinterm Rathaus Tempelhof gelegen, als Lehrgarten für Kinder eröffnet. Kindergarten-Gruppen aus dem Umfeld und sogar aus Kreuzberg haben hier ihre eigenen Beete. Die werden bepflanzt und gepflegt. Im Moment ist auch ein Insektenhotel in Arbeit. Jeden ersten Samstag im Monat ist der Lehrgarten ab 11 Uhr für alle geöffnet. An verschiedenen Stationen lassen sich dann beispielsweise viele Naturhighlights entdecken. Etwa können die Jahresringe im Baumholz mit Lupen betrachtet oder Regenwürmer im sogenannten „Regenwurm-Bergwerk“ dabei beobachtet werden, wie sie sich unter der Erde ihr Tunnelsystem bauen. Im Gewächshaus lernen Kinder, welche Pflanzen im Winter Schutz brauchen und welche sogar im Sommer „drinnen“ wohnen müssen.
Jeder offene Samstag ist mit einem kleinen Workshop am Nachmittag (ab 15 Uhr) gestaltet. Am 6. Mai zum Beispiel laden Kräuterhexe Martina Tschirner und ihr Kochlehrling Nick zum Kochen ein. „Hier können spielend neue Kontakte geknüpft werden“, sagt Bettina Stehkämper, Mit-Initiatorin des Lehrgarten-Projekts. Bis zur Eröffnung haben viele Anwohner und Interessierte geholfen, den Garten als Lehrgarten zu gestalten. Durch die gemeinsame Arbeit seien viele neue Freundschaften entstanden.
Offene Wünsche
Die monatlichen Veranstaltungen laufen bis Oktober. Bettina Stehkämper kann sich vorstellen, auch im Winter Aktionen im Lehrgarten anzubieten. „Wir könnten Vögel beobachten oder Winterpflanzen pflegen“, sagt sie. Dafür müsse allerdings Strom gelegt werden. Auch eine Toilette (natürlich Bio) und die Neugestaltung der Veranda mit einem Dach stünden noch auf der Wunschliste. Außerdem brauche es Geld für den Weiterbetrieb des Lehrgartens in Form von Samen, Bäumen und Lehrmaterial. Stehkämper hofft auf Helfer und Sponsoren. Erworben hat die Kolonie die Parzelle 68 mit Mitteln aus einer Förderung des Landes Berlin. „Damit konnten wir schon einiges bewerkstelligen, aber ein paar Dinge fehlen eben noch“, sagt Stehkämper.
Der Lehrgarten sei eine richtige Herzensangelegenheit der Kolonie, besonders weil damit für Kinder und Jugendliche ein Bezug zur Natur geschaffen werde. „Gerade in einer Großstadt wie Berlin sind die Kleingärten häufig die einzigen Orte, wo Kinder altersgerecht erste Erfahrungen mit hochkomplexen Ökosystemen machen können. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten“, heißt es im Flyer von „Feldblume 1915“. Wer weitere Infos zu diesem Projekt sucht, wird im Internet fündig unter www.feldblume1915.de oder kommt einfach vorbei.
Sara Klinke, Bilder: Bettina Stehkämper