Tempelhof: Geflüchtete stellen beim „Welcome Festival“ aus / Online-Marktplatz gestartet.

Kunst kann vielleicht nicht die Welt verändern, aber zumindest Köpfe und Herzen öffnen. Das dachte sich auch Jonas Nipkow. Lange hatte der Management-Student überlegt, was er zu einem Ende der Gewalt im Nahen Osten beitragen kann. Anfang des Jahres eröffnete er einen Online-Marktplatz für geflüchtete Künstler. Mittlerweile sind es 15 Männer und Frauen aus Syrien, die ihre Arbeiten im Internet präsentieren, darunter Maler, Bildhauer und Fotografen. Zur ersten Ausstellung, die im April im Coworking-Space „Impact“ stattfand, kamen 350 Menschen, darunter 100 Flüchtlinge.

Begegnung schaffen

„Die Kunst stand im Mittelpunkt, und dennoch wurde sie irgendwann zur Nebensache“, erzählt der 22-Jährige. „Es ging vor allem darum, eine Begegnung zu schaffen. Wenn die Leute mit unseren Künstlern reden, hat das Wort „Flüchtling“ ein Gesicht. Es sind Menschen mit Meinungen, mit Talenten, die eine Gesellschaft auch bereichern.“ Ein Ziel von „Restart“ ist aber auch, den Geflüchteten zu helfen, sich hier in Deutschland ein Standbein aufzubauen. Einige haben in Syrien Kunst studiert, jedoch nie mit ihren Werken Geld verdient, weil es dort keinen Markt dafür gibt. Im Rahmen des „Welcome Festivals“ werden die Restart-Künstler am 3. September auf dem Tempelhofer Feld ausstellen. Die Veranstaltung rund um Interkulturalität und Solidarität läuft von 12 bis 21 Uhr.

Erinnerungen bewältigen

Auch für die weitere Zukunft hat Nipkow bereits Pläne: Er will renommierte deutsche Künstler dazu bringen, ebenfalls ihre Werke auf der Plattform zu präsentieren. Ein Teil der Erlöse möchte er in Projekte fließen lassen, in denen Flüchtlingskinder über die Kunst ihre traumatischen Erinnerungen bewältigen. Außerdem möchte er längerfristig mit Galerien und Auktionshäusern zusammenarbeiten und die Motive auf Poster, Leinwände und Taschen drucken lassen. Schließlich träumt er davon, „Restart“ in den Rest Europas zu exportieren.

Die jüngste Migrationsbewegung könnte seiner Meinung nach zu einer Erfolgsgeschichte werden. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Integration von beiden Seiten gewollt sei. „ Gerade meine Generation wird jahrzehntelang mit den Ergebnissen leben. Daher sollte jeder ein Interesse daran haben, diesen Prozess mitzugestalten“, sagt er.

Weitere Informationen:
http://berlin.impacthub.net/event/restart-exhibition/

Silvia Benetti, Bild: privat