Zahl der Marzahn-Hellersdorfer wird um 15 Prozent steigen
Platz für den Bau von rund 8.000 Wohnungen hatte der Bezirk im vergangenen Jahr ermittelt. Eine Zahl, die laut neuester Wachstumsprognosen für Marzahn-Hellersdorf nicht ausreichen dürfte.
Willkommen in der Zukunft!
260.000 Marzahn-Hellersdorfer Bürger hatte der Senat für das Jahr 2020 prognostiziert. Eine Zahl, die bereits zum vergangenen Jahreswechsel und damit fünf Jahre früher erreicht wurde. Bis zum Jahr 2030 rechnet Marzahn-Hellersdorf mit einem Bevölkerungszuwachs von rund 15 Prozent. „Vornehmlich die Bevölkerungsgruppen mit jungen Menschen unter 18 Jahren und die mit Senioren über 65 Jahren werden stark wachsen“, rechnet Stadtentwicklungsstadtrat Christian Gräff (CDU) vor. Sein bislang aufgestellter Plan zu den Möglichkeiten im bezirklichen Wohnungsbau könnte gemäß dieser neuen Prognosen hinfällig sein. Platz und Fläche für rund 8.300 Wohnungen hatte sein Amt bisher ermitteln können – das dürfte bei vorliegenden Prognosen nicht mehr ausreichen. Auch bei den Umsetzungen der bereits abgesegneten Baugenehmigungen hakt es im Moment. „Wir können uns nicht mehr nur auf die Anstrengungen öffentlicher Wohnungsbauunternehmen verlassen. Auch deren Kapitaldecken sind begrenzt.
Allein der Auf- und Rückkauf von Privatbestand, der in den letzten Monaten von solchen Unternehmen getätigt wurde, hat Kapital gebunden, das für Neubau nicht mehr zur Verfügung steht“, so die Einschätzung des Stadtrates. Andere Projekte, wie etwa die Neubebauung des Areals am Gut Hellersdorf könnten dadurch ins Hintertreffen geraten. An diesem Ort hätten schon längst Konzepte des kommunalen Wohnungsbauunternehmens GESOBAU vorliegen müssen, um die rund 700 neuen Wohnungen bauen zu können. „Noch ist die GESOBAU nicht Eigentümer. Wir hätten uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber schon ein wenig mehr „Ballett“ gewünscht, zumal wir von unserer Seite aus bereits Konzepte entwickelt und vorgelegt hatten, die man ohne weiteres hätte umsetzen können. Ich glaube, dass ein privates Bauunternehmen dieses Areal schon längst beplant hätte“, so Gräff.
Die Großprojekte
Die großen aktuellen Projekte im Bezirk werden trotz alledem von den kommunalen Unternehmen umgesetzt. Die Degewo realisiert rund 600 Wohneinheiten an den Standorten Marchwitzastraße, Ludwig-Renn Straße und an der Cecilienstraße. Auch die „Stadt und Land“ ist mit einem Großprojekt von 360 Wohnungen am Standort Hasenholzer Allee im Moment aktiv. Jetzt sind auch die privaten Wohnungsbauunternehmen gefragt, mit neuen Konzepten die drohende Bedarfslücke schließen zu können. „Dazu müssen wir auch Dimensionen und Möglichkeiten neu denken“, erläutert Gräff. So sei es durchaus vorstellbar, dass das seit langem als Einzelhandelsfläche geplante Gelände an der Trusetaler Straße jetzt als Standort für außergewöhnlichen Wohnungsbau genutzt werden könne. „Wir sind an vielen Orten im Bezirk nicht an die in Berlin sonst üblichen Traufhöhen baurechtlich gebunden. Auf dem ehemaligen Allkauf-Gelände zwischen Trusetaler Straße und Märkische Allee könnte man theoretisch durchaus bis zu 35 Stockwerke hoch bauen“, so der Stadtrat. Eine entsprechende Bereitschaft des Investors gäbe es bereits. Zum Vergleich: Die beachtlich hohen Degewo-Wohntürme am Springpfuhl sind „nur“ 22 bzw. 25 Etagen hoch.
Neben dem eigentlichen Wohnungsbau bereitet dem Stadtrat zudem noch der Ausbau der Infrastruktur reichlich Sorgen. „Der Wohnungsbau muss auch mit der Errichtung von Schulen, Kitas, Naherholungs- und Einkaufsmöglichkeiten komplettiert werden“, so Gräff. Nahezu unterentwickelt sei in diesem Zusammenhang das Straßennetz im Bezirk. „Die Instandhaltung unseres Straßennetzes von rund 600 Kilometern setzen wir mit einem Budget von rund 2 Millionen Euro um“, erläutert der Stadtrat. Zu Bedenken gibt er zudem, dass noch immer rund 100 Kilometer der Straßen im Bezirk ohne jegliche Geh- und Radwege ausgestattet sind. Ein Bezirk, mit mehr als einer viertel Million Einwohner sollte für die Zukunft in diesem Bereich besser ausgestattet sein.
Stefan Bartylla / Bild: imago/Bernd Friedel / Bild: imago/Jürgen Ritter