Zustimmung durch das Abgeordnetenhaus ist nur noch Formsache. Künstler kritisieren den Deal.
Die Übertragung der East Side Gallery an die Stiftung Berliner Mauer wird schon seit langer Zeit diskutiert. Nach einem Beschluss des Hauptausschusses des Abgeordnetenhauses ist das Ja des Plenums jetzt nur noch Formsache. Damit wird die bunte Touristen-Attraktion zum Gedenkort im Eigentum der Stiftung – unentgeltlich. Doch es gibt auch Kritik: Künstler, welche die Gallery einst zu dem gemacht haben, was sie ist, haben ein Problem mit der Stiftung als Eigentümer.
Das Interesse an den zur Kunstgalerie gewordenen bunten Mauerstücken, die zu den am meisten besuchten und fotografierten Dokumenten der Wende gehören, ist zumindest in der Landes- und Bezirkspolitik dürftig. Insbesondere der Bezirk hatte immer wieder klar gemacht, dass es ihm schlicht an den Ressourcen dafür mangele, die Gallery angemessen zu verwalten. Die Stiftung Berliner Mauer wurde daher schon seit Jahren als willkommener Partner gehandelt. Sie sei, so zum Beispiel der Friedrichshainer SPD-Abgeordnete Sven Heinemann, „aufgrund Ihrer Erfahrung bei der Gestaltung von Gedenkstätten und Erinnerungsorten bestens geeignet, um die Geschichte der East Side Gallery für Berlin heraus zu arbeiten. „Die touristische Attraktion East Side Gallery erfährt künftig endlich die Würdigung, die ihr viele Berliner sowie Besucher schon lange zuordnen.“ Steffen Zillich, Linken-Sprecher für Haushaltspolitik, betont, dass mit der Übertragung der Grundstücke nebst Gallery an die Stiftung ein entscheidender Schritt zur Umsetzung des Gedenkkonzepts gemacht werde.
Gar nicht zufrieden mit der Entscheidung ist die Initiative „East Side Gallery — A Living Monument to Joy“, an der ein Teil der seinerzeit mitgestaltenden Künstler beteiligt sind. Christine MacLean, die 1990 als Managerin der Gallery agierte, hält die Übertragung an die Stiftung mit deren Wesen unvereinbar. Es müsse erfahrbar bleiben, dass der Ort für die Menschen mehr als ein Denkmal für Trennung und Wiedervereinigung war und ist.
Mitsprache gefordert
Der gesetzliche Auftrag der Stiftung Berliner Mauer, so die Initiative, bestehe darin, die Schrecken der Mauer und der Teilung zu dokumentieren und zu vermitteln. Hingegen stehe die East Side Gallery, insbesondere auch der Freiraum dahinter, für die Transformation von Schrecken in etwas Positives, den Ruf nach Frieden, Freiheit und Demokratie, so Joerg Bereths von der Initiative. Der Bezirk, interessierte Künstler und engagierte Bürger sollten weiterhin auf die Entwicklung der hinter der Gallery gelegenen Flächen Einfluss nehmen können.
Enger Denkmalbegriff
Bei einem Hearing Ende vergangenen Jahres hatte Stiftungs-Direktor Axel Klausmeier die Idee eines solchen Runden Tisches nicht grundsätzlich abgelehnt. Jedoch hatte er eindeutig klargestellt, was die Übernahme des Eigentums an der Gallery und dem Gelände bedeuten werde: Das letzte Wort darüber, was mit ihr passiere, habe die Stiftung. Und das sei möglichst wenig. Sie legt den Denkmal-Gedanken sehr eng aus. Zum Beispiel hatte sich Klausmeier deutlich gegen wechselnde Ausstellungen, bei denen zum Beispiel Plakate an die Westseite der Mauer geklebt werden, ausgesprochen. Das sei schlecht für die Denkmalsubstanz. Stattdessen solle die Westseite regelmäßig weiß gestrichen werden, damit sie farblich so aussieht wie zu Zeiten der Trennung Deutschlands.
Gremium geplant
Daniel Wesener, Sprecher für Kultur und Haushalt der Grünen-Fraktion, erklärte nun, zeitlich begrenzte Veranstaltungen und künstlerische Aktionen, die sich mit der Geschichte des Ortes und dem Thema Mauer auseinandersetzen, werden auch weiterhin möglich sein. Dafür soll der Denkmalpflegeplan ergänzt und ein neues Gremium eingerichtet werden, in dem sich Stiftung, Bezirk und interessierte Zivilgesellschaft regelmäßig über alle Belange von East Side Gallery und Spreeufer-Park austauschen. Führungen und Info-Tafeln im Rahmen einer Dauerausstellung sollen so schnell wie möglich angeboten werden. Damit soll das Wissen darüber, wofür die Mauer aus Stiftungssicht steht, besser vermittelt werden.
Text: Oliver Schlappat/Bild: Stefan Bartylla