Gaslaternen im Tiergarten wechseln ins Deutsche Technikmuseum.

Sie tragen Namen wie „Wilmersdorfer Witwe“ oder „Bullenbein“. Die Rede ist von den 90 Gaslaternen, die den Weg an der Ecke der Straße des 17. Juni und der Klopstockstraße beleuchten. Das war zumindest die Idee hinter dem Gaslaternenmuseum im Tiergarten, das aus rund 90 der historischen Laternen aus 25 deutschen und elf europäischen Städten, besteht. Aktuell geht es auf diesem Abschnitt aber eher finster zu, nur noch sechs der historischen Straßenlichter tun ihren Dienst. Die anderen 84 sind entweder beschädigt oder wurden von Vandalen zerstört. Mehr als 30 dieser stark beschädigten Lampen wurden bereits abgebaut und werden zurzeit restauriert.

Zu wenig Licht

Schon länger wird der Zustand des einmaligen Museums diskutiert und nach einer Lösung gesucht. Im letzten Jahr wurde dann der Umzug der prunkvoll verzierten Laternen in das Deutsche Technikmuseum ins Spiel gebracht. Das scheint nun beschlossene Sache zu sein. Nur, wann die originalen und nachgebauten Gaslaternen auf das Freigelände des Kreuzberger Museums wechseln sollen, steht nach wie vor nicht fest. Bereits im vergangenen Jahr erwartete Petra Rohland, Stellvertretende Sprecherin des damaligen Stadtentwicklungssenators Andreas Geisel (SPD) lange Restaurierungsarbeiten vor dem Umzug.

„Wie lange das dauert und wie teuer es wird, kann man noch nicht abschätzen.“ Dass der Umzug nach wie vor auf sich warten lässt, könnte aber auch mit den anhaltenden Protesten seitens des Bezirksparlaments Mitte und der Bürger zusammenhängen, die das Museum als Institution im Tiergarten sehen. Sie geben der Berliner Senatsverwaltung die Schuld an der Verwahrlosung der einstmals als Attraktion geplanten Gaslaternen. Der Verlust des frei zugänglichen Areals mit den historischen Lichtquellen wäre eine weitere negative Schlagzeile für den in den letzten Monaten ohnehin in Verruf geratenen Tiergarten.

Auf Platzsuche

Im Deutschen Technikmuseum sollen die Laternen zwar auch öffentlich zugänglich gemacht werden, wie genau das auf der eigentlich geschlossenen Fläche aussehen soll, kann aber derzeit noch niemand sagen. Der Senat macht vor allem den Vandalismus für den Zustand der Laternen verantwortlich. Für Bertold Kujath vom „Verein zur Förderung des Kulturgutes Berliner Gas-Straßenbeleuchtung“ aber ist vielmehr die Vernachlässigung der Wartungsarbeiten das Problem. „Wir denken die vorgetragenen Gründe sind lediglich vorgeschoben und hoffen, dass es doch noch eine Chance gibt die Gaslaternen an Ort und Stelle zu restaurieren und zu behalten.“ Noch ist der Verein im Dialog mit dem Senat. „So lange die Laternen noch da stehen, so lange besteht auch noch Hoffnung für das Gaslaternenmuseum.“

Die Sammlung der Gaslaternen wurde vor 39 Jahren eröffnet und sollte in Zeiten der Elektrifizierung auch einen nostalgischen Blick in die Vergangenheit gewähren. Die älteste Berliner Gaslaterne war 1826 am Boulevard Unter den Linden in Betrieb gegangen. Die Leuchten im Tiergarten stammen aus den Jahren zwischen 1826 und 1956 und verströmen, wenn sie denn funktionieren, das für Gaslaternen so typische warm-gelbe Licht. Bis es im Tiergarten oder vor dem Deutschen Technikmuseum aber wieder soweit ist, dass auch Spaziergänger und Besucher des Museums dieses bestaunen können, wird es wohl noch einige Zeit dauern.

Katja Reichgardt, Bild: imago/ Christian Ditsch, Marius Schwarz