Das Ladenkokal hat auch Platz für den umstrittenen festen Konsumraum.

Nach einem Standort für einen Drogenkonsum- und Beratungsraum im Bereich des S-Bahnhofs Neukölln hat die Senatsverwaltung für Gesundheit lange gesucht. Jetzt ist er gefunden. Vorerst zieht zwar nur die Drogenhilfe-Kontaktstelle „Druckausgleich“ in die Karl-Marx-Straße um und das Konsummobil bleibt vorerst noch im Einsatz. Aus Sicht des Senats wird dies aber bereits zu einer Entlastung der Bevölkerung führen. Bei Anwohnern kam die Einladung zu einer entsprechenden Info-Veranstaltung offenbar nicht gut an.

Nachdem die Senatsverwaltung das Schreiben verteilt hatte, war das Schaufenster des gemieteten Ladenlokals zeitweise mit ablehnenden Sprüchen beschmiert. In der Anwohnerschaft gibt es schon länger kritische Stimmen, womöglich geprägt von negativen Erfahrungen mit der Drogenszene am Bahnhof und in dessen Umfeld. Ein festes Angebot der Drogenhilfe, hatte im Mai ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit gegenüber dem Abendblatt erläutert, habe spürbar höhere Kapazitäten und darüber hinaus mehr Möglichkeiten für Angebote, die weit über den Konsum unter Aufsicht hinausgehen.

Kritischer Stadtrat

Der Bezirksstadtrat für Gesundheit, Falko Liecke (CDU), gehört neben seinen Parteifreunden zu den lautesten Kritikern. Er sieht eine Reihe von Problemen mit einem stationären Angebot. Auf Nachfrage erläuterte er, für einen festen Konsumraum sei es zu früh, solange es an einem berlinweiten Lagebild fehle. Zudem müsse die Sozialarbeit stark ausgeweitet werden. Außerdem sei die Drogenszene sehr mobil, wenn es um den Konsum geht, aber nicht bei Hilfen und Beratung. Mobile Angebote könnten darauf flexibel reagieren, bei stationären Angeboten bestehe die Gefahr, dass sie sich an Orten befänden, wo es keine Konsumenten (mehr) gebe.

Belastung sinkt

Die Landesdrogenbeauftragte Christina Köhler-Azara sieht das anders und hält einen festen Raum für geeigneter als mobile Angebote. In Neukölln gebe es die Drogenszene schon seit Jahren, sie sei möglicherweise in der Vergangenheit nur nicht so auffällig gewesen. „Aus der Erfahrung mit Drogenkonsumräumen in anderen Stadtteilen können wir sagen, dass durch sie die Belastung der Bevölkerung geringer wird“, erklärte sie auf Nachfrage des Berliner Abendblatts. „Die suchtkranken, drogenabhängigen Menschen haben einen Anlaufpunkt, anstatt sich im öffentlichen Straßenland aufzuhalten und dort zu konsumieren und gegebenenfalls Spritzen zu hinterlassen.“ Auch könnten sie vor Ort betreut und in das Hilfesystem vermittelt werden. „Das ist nach meiner Einschätzung besser, als sie sich selbst zu überlassen.“ Auch erinnerte sie daran, dass es zunächst nur um den Umzug der Einrichtung „Druckausgleich“ gehe. In der Einladung zur Anwohner-Infoveranstaltung heißt es jedoch, die Räumlichkeiten würden die Möglichkeit der Einrichtung eines stationären Konsumraums zusätzlich ermöglichen.

Die Info-Veranstaltung, so Christine Köhler-Azara weiter, solle dazu dienen, Spekulationen und Missverständnisse zu vermeiden. Laut der Einladung werden neben der Landesdrogenbeauftragten selbst auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Falko Liecke, Astrid Leicht vom Fixpunkt e.V. und Mitarbeiter der Polizei vor Ort sein. Sie findet am 23. August um 19 Uhr in der Magdalenen-Gemeinde, Karl-Marx-Straße 197, statt.

20.8.2018, Text/Bild: Oliver Schlappat