Dritter Abschnitt der Großbaustelle dauert bis Ende 2021 und kostet 6,7 Millionen Euro.

Als eine „Operation am offenen Herzen“ bezeichnete Jochen Biedermann (Grüne), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, den Umbau der Karl-Marx-Straße. Der Umbau sei eine Belastung und eine Geduldsprobe für Anwohnende wie Gewerbetreibende – doch der Eingriff werde sich lohnen und Neuköllns Zentrum gut tun, sagte er beim symbolischen Spatenstich, mit dem der zweite Bauabschnitt der Großbaustelle beendet und der dritte begonnen wurde.

Mehr Platz

Zwischen Briese- und Erkstraße geht es jetzt in die nächste Umbauphase. Wie in den bisherigen Abschnitten geht es um eine deutliche Umgestaltung des gesamten Bereiches, welche die Aufenthaltsqualität und Sicherheit verbessern soll. Das bedeutet: attraktivere und teilweise breitere Gehwege, eine eigene Spur für Radfahrer, zusätzliche Fahrradständer, behindertengerecht gestaltete Mittelinseln, insgesamt mehr Möglichkeiten zum Überqueren der Straße, wo es möglich ist mehr Bäume und zu guter Letzt mehr Sitzgelegenheiten.

Im Zuge der Umbauarbeiten wird die BVG außerdem die Decke des U-Bahn-Tunnels neu abdichten und es werden zahlreiche Versorgungsleitungen erneuert. Damit sich die Behinderungen in der Bauzeit wenigstens etwas in Grenzen halten, wird die Straße in einer Richtung befahrbar bleiben. Mehr geht nicht, denn trotz der Bauarbeiten muss jederzeit die Sicherheit gewährleistet bleiben, zum Beispiel also genug Platz für Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge bleiben. Wie das Endergebnis in etwa aussehen soll, davon kann man sich im gerade fertiggestellten Bauabschnitt zwischen Uthmann- und Briesestraße gut ein Bild machen. Der 720 Meter lange dritte Bauabschnitt wird voraussichtlich bis Ende 2021 umgebaut sein und die Arbeiten werden rund 6,7 Millionen Euro kosten.

Gegen Verfall

Für Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) sind die Arbeiten an der Karl-Marx-Straße mehr als nur Straßenbau. „Das ist auch Stadtentwicklung“, betonte er und erinnerte daran, wie es dort vor zehn oder 15 Jahren ausgesehen habe. Die Straße sei breit und stark befahren gewesen, die Gehwege schmal, und die Geschäfte hätten sich zunehmend aus Ein-Euro-Läden zusammengesetzt. „Den Verfall konnte man sehen“, erinnerte er. Mit dem Umbau werde die Aufenthaltsqualität auf ganz neue Füße gestellt – auch, um mit den Veränderungen im Bezirk Schritt zu halten. Auch Berlins Staatssekretär für Wohnen und Stadtentwicklung, Sebastian Scheel, sieht den Umbau als Schlüsselprojekt für den Neuköllner Norden und das Sanierungsgebiet rund um Karl-Marx-Straße und Sonnenallee. „Das ist gut für den Bezirk und das ist gut für die Stadt“, betonte er beim Spatenstich-Termin, zu dem er allerdings zu spät kam – ausgerechnet wegen der Großbaustelle.

Haltestellen bleiben

Autofahrer, die den Bereich nicht weiträumig umfahren können, sollten auch während des dritten Bauabschnitts der Großbaustelle mehr Zeit einplanen. Die Straße wird nur in Richtung Norden befahrbar sein. In Gegenrichtung muss die Umleitung über Hermannstraße, den Britzer Damm und die Blaschkoallee genutzt werden. Für Radfahrer gibt es eine Umfahrung ab Karl-Marx-Straße/Flughafenstraße über Reuter-, Donau- und Richardstraße sowie den Herrnhuter Weg.

Die Busse der Linien 104 und 166 können ihre Bushaltestellen wie bisher anfahren, allerdings müssen sie zeitweise über Donaustraße, Anzengruberstraße und Rollbergstraße umgeleitet werden, was zu leichten Veränderungen der Fahrtzeiten führen kann. Die U7 fährt trotz der Arbeiten am Tunnel wie gewohnt. Eine Informationsbroschüre sowie regelmäßige Neuigkeiten zum Stand der Dinge gibt es beim Citymanagement der Aktion Karl-Marx-Straße. Dort stehen Ansprechpartner für Geschäftsleute und andere Akteure im Bezirkszentrum zur Verfügung

Text/Bilder: Oliver Schlappat