Fachleute erörtern das Pro und Contra für Konzepte zur Einbindung von geflüchteten Menschen.
Nicht erst seit Geflüchtete nach Berlin kommen, beschäftigt sich die Stadt mit dem Thema der nachhaltigen Migration. Für die Geflüchteten geht es nun auch darum, die Sprache zu lernen, eine Wohnung, einen Ausbildungsplatz oder Arbeit zu finden. Der Senat bereitet in diesem Jahr dafür ein Gesamtkonzept zur weiteren Integration Geflüchteter vor. Teil dieses Findungsprozesses sind Veranstaltungen, zu denen sich Fachleute aus Initiativen, Institutionen und Ämtern miteinander austauschen, um Möglichkeiten und Grenzen von Integration zu diskutieren. „Wie ist die Situation heute?“, „Wie geht es weiter im Bezirk?“, „Wie gestaltet der Senat seine Flüchtlingspolitik?“ heißen die übergeordneten Fragestellungen, zu denen die Fachleute in Dialogrunden konkrete Themengebiete in den Bezirken beleuchten.
Diskussionsrunde im Lichtenberger Kulturhaus
Mitte Januar wurde die Lichtenberger Ausgabe dieser Reihe mit dem Titel „Integration im Dialog“ im Kulturhaus Karlshorst durchgeführt. Rund 200 Vertreter von Lichtenberger Projekten, Vereinen, Institutionen und der Politik tauschten an acht Thementischen ihre Meinungen zu den Bereichen Arbeit, Wohnen, Gesundheitsversorgung und gesellschaftlicher Teilhabe aus. „Dieser Themenabend hat nicht nur etwas mit der aktuellen deutschen Flüchtlingspolitik zu tun. Wer die Lichtenberger Geschichte kennt, weiß auch, dass es den Bezirk ohne Migration in dieser Form nicht geben würde“, erläuterte Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) in seiner Eröffnungsrede.
Die Situation im Bezirk
Derzeit leben in Lichtenberg 4.000 geflüchtete Menschen. In den kommenden Wochen werden weitere 1.000 Flüchtlinge hinzukommen. „Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist nicht das „ob“, sondern die nach dem „Wie“, wenn es um das Gelingen von Integrationspolitik in unserem Bezirk geht“, so der Bürgermeister. Und genau mit diesem Ansatz müsse man mit den Problemen offen umgehen. Eine Ansicht, die auch der Integrationsbeauftragte des Senats, Andreas Germershausen, mit seiner kurzen Ansprache unterstrich. „Uns geht es um die Einbindung der Geflüchteten in unsere Stadtgesellschaft. Wir haben in der jüngsten Vergangenheit ziemlich viel gesellschaftspolitischen Gegenwind erfahren – ohne das starke Engagement der Zivilgesellschaft hätte die zurückliegende Integrationsphase auch dramatische Auswirkungen haben können“, so der Integrationsbeauftragte.
Zahlreiche Pläne und Vorhaben
Umso wichtiger sei es nun, nach der Phase der Erstversorgung der Flüchtlinge mit Unterkünften nun echte Integrationsansätze mit Arbeits- und Bildungsangeboten weiter zu verfolgen. Insgesamt 30 Integrationsvorhaben mit einem Gesamtvolumen von rund einer Million Euro seien dafür in den nächsten Monaten geplant. Integration soll kein Zufall sein. „An den Tischen unseres Dialogabends wird entschieden, welche Themen wirklich relevant sind und welche Ideen tatsächlich funktionieren“, so Thomas Reckermann von der veranstaltenden Agentur. Themen, die übrigens nicht nur im Flüchtlingskontext für viele Mitbürger ihre Relevanz haben dürften.
„Krankenkassenpflicht“, „Arbeitsnachweise bei Wohnraumanmietung“, „Unterordnung in beruflichen Hierarchien“ und „kulturspezifische Probleme im Freiwilligenengagement“ wurden an diesem Abend schließlich diskutiert. Themen also, die eigentlich alle Mitbürger – auch die ohne Migrationshintergrund und egal welcher Herkunft – grundsätzlich für den ganz normalen Alltag interessieren dürften.
Text/Bild: Stefan Bartylla