Nicht jedes Hobby ist einfach, nur weil es so klingt. Manche sind sogar überaus komplex.

Eisen pumpen, bis der Arzt kommt? Plastik-Panzer und -Flugzeuge zusammenkleben? Zwischen Störgeräuschen versuchen, eine Funkverbindung zu bekommen? Wer glaubt, dass sich hinter solchen Hobbys keine tiefere Lehre verbergen würde, erlebt gleich eine Überraschung.

Ganz schnelle Frage: Was glauben Sie, kann man mit Computerspielen an Geld machen? Nicht als Verkäufer oder Entwickler, sondern Spieler? Selbst wer schon in Richtung der zehntausend Dollar geschätzt hat, sollte jetzt kurz durchatmen. Denn es sind knapp 1,5 Millionen Dollar – das ist alleine die Summe, die das Team Cloud-9, das im Bereich des Computerspiels Counter Strike unterwegs ist, nur in 2015 an Preisgeldern einsackte – ohne die ganzen zusätzlichen Sponsoren-Dollars. Doch was sagt uns das? Was auf den ersten Blick wie ein reichlich flaches Hobby wirkt, das weder besondere Fähigkeiten erfordert, noch viel zurückgibt, kann auf den zweiten Blick eine unglaublich tiefe Beschäftigung sein, die enorm viel abverlangt. Um Computerspiele geht es auf den folgenden Zeilen zwar nicht. Dafür aber um drei andere Hobbys, die in ähnlicher Form oft ziemlich falsch angesehen werden.

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[tab title=“Plastikmodellbau“]

So kennt man es aus der Kindheit: ein kleines Modell, schnell zusammengebaut und lackiert…

Schon der Name klingt irgendwie abwertend – fast schon so, als ginge es hier gar nicht um „richtigen“ Modellbau, sondern irgendeine Ersatzhandlung. Und wohl sehr viele Leser verbinden damit vor allem ihre Kindheit: Ein Gang durch die Spielwarenabteilung im Kaufhaus. Ein kleiner Karton mit buntem Titelbild. Fürchterlich kleine Teile, die man vom Spritzgussrahmen abtrennen, verkleben und das Ganze anschließend bemalen musste. Sah irgendwie gar nicht so aus, wie vorn auf der Packung.

Ja, das beschreibt Plastikmodellbau ungefähr so gut, als würde man einen Formel-Eins-Renner mit „Tief, breit, laut und voller Aufkleber“ beschreiben. Denn tatsächlich ist das, was so viele als Kind gemacht haben, nur das absolute Basislevel des Plastikmodellbaus. Wer richtig tief in dieses Hobby einsteigt, der merkt, dass es sich dabei um alles andere als Kinderkram handelt.

Denn das nackte Zusammenbauen ist nur ein winziger Schritt von vielen – der beim seriösen Plastikmodellbau überdies erst am Ende einer langen Recherchekette steht. Denn auch diese Modellbauer sind Detailfanatiker – und die Bausatzhersteller nicht ganz so präzise, was Varianten und ihre Unterschiede anbelangt, wie sich die Profi-Bauer es wünschen.

…doch auch das ist Plastikmodellbau: ein perfekt lackiertes und bis ins kleinste Detail verwittertes Kunstwerk.

Wer Modelle baut, ist nicht nur ein absoluter Experte auf seinem jeweiligen Gebiet, sondern auch ein Trickser: Denn vor allem das Zubehör von Farben über Landschaftsgrün bis hin zu Abzeichen etc. ist im Handel vor allem eines: ziemlich teuer. Würde man alles kaufen, käme man schnell auf mehrere hundert Euro für ein Modell. Und so macht es für viele einen Großteil des Reizes aus, Alltagsdinge zu Modell-Zubehör zu erheben. Etwa den lackierten Trinkhalm, dessen Abmessungen und Wandstärken ihn zur perfekten Dachrinne im Maßstab 1:35 machen.

Und „Bemalen“ ist ebenfalls ein schwacher Begriff für diese tatsächliche und schichtweise Kunst, die Modellbau-Könner mit Pinsel und Airbrush über ein Modell geben. Bis aus dem Öffnen des Kartons ein solches Kunstwerk geworden ist, vergehen nicht selten hunderte Stunden an präzisester Arbeit, die jedem Uhrmacher gut zu Gesicht stünde.

Fazit

Im Englischen gibt es einen Spruch, der sehr gut auf diesen Artikel passt: Never judge a Book by it’s Cover – beurteile niemals ein Buch nach dem Umschlag. Und gerade bei den Hobbys, die viele von uns als ach-so oberflächlich und flach betrachten, verhält es sich sehr oft wie mit einem Eisberg: das dicke Ende liegt unter der sichtbaren Wasseroberfläche.

Bildquellen: 1) fotolia.com © Sergey Ryzhov, 2) fotolia.com © kalpis, 3) fotolia.com © Luis, 4) fotolia.com © DenisProdction.com, 5) fotolia.com © Grispb, 6) fotolia.com © kagonma

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[tab title=“Bodybuilding“]

Eisen pumpen, bis man seine Klamotten nur noch bei Spezialhändlern kaufen kann. Sich auf Wettbewerben mit angespannten Muskeln in der knappen Badehose zeigen – mit Litern von per Farbrolle appliziertem Selbstbräuner auf der Haut. Und natürlich: Ziemlich wenig im Kopf und nicht selten mit Steroiden vollgepumpt. Ja, was die Klischees angeht, hat Bodybuilding ein gutes Maß abbekommen. Und wie es mit Klischees so ist, sie sind meistens einfach nur eine ziemlich schlechte Vereinfachung eines ansonsten hochkomplexen Zusammenhangs.

Durch Pumpen alleine wird man nicht zu einem solchen Kunstwerk. Bodybuilding nimmt einen 24/7/365 voll in Beschlag – und benötigt unheimliche Selbstdisziplin.

Besonders gilt das beim Bodybuilding und den es ausübenden Menschen. Denn tatsächlich ist dieser Sport – vielleicht noch mehr als andere Leistungssportarten – eine echte Wissenschaft und gleichzeitig Kunstform für sich, die jemanden, der es mit ganzem Herzen angeht, vollkommen einspannt. Auch beim Bodybuilding ist das Offensichtliche, das Eisen-Pumpen, nur ein Teil eines viel größeren Ganzen. Alles steckt in einem Haupt-Rahmen aus Ernährung. Denn es geht einerseits darum, sich so zu ernähren, dass die Muskulatur eine für ihr Dickenwachstum optimale Nährstoffzufuhr bekommt, andererseits jedoch der Fettanteil im Körper auf ein absolutes Minimum reduziert wird. Schon alleine dadurch dürften echte Leib-und-Seele Bodybuilder in Sachen Ernährungs- und Nährstoffwissen wohl nur noch von Wissenschaftlern getoppt werden.

Zudem ist ein Bodybuilderleben die Arbeit an einem nie wirklich beendeten Kunstwerk. Nicht nur, dass es bei Wettkämpfern klar definierte Trainingsphasen gibt, sprich:

  • Die Massephase, in der es bei Training und Ernährung nur darum geht, Muskelmasse aufzubauen
  • Die Definitionsphase, in der nur überschüssiges Fett abgebaut wird, während man gleichzeitig versucht, so viel erarbeitete Muskelmasse wie möglich zu erhalten

Darüber hinaus gibt es auch keine „faulen Tage“, keine unüberlegte Mahlzeit. Bodybuilding ist so ganzheitlich, dass sich die Profis ohne weiteres mit jedem Triathleten, jedem Judoka messen können. Und wer hier mangelnde Intelligenz vermutet (warum auch immer) sollte sich die Vita eines Layne Norton ansehen – Doktor Layne Norton, um genau zu sein. Einer der vielen Bodybuilding-Profis mit Doktortitel.

Fazit

Im Englischen gibt es einen Spruch, der sehr gut auf diesen Artikel passt: Never judge a Book by it’s Cover – beurteile niemals ein Buch nach dem Umschlag. Und gerade bei den Hobbys, die viele von uns als ach-so oberflächlich und flach betrachten, verhält es sich sehr oft wie mit einem Eisberg: das dicke Ende liegt unter der sichtbaren Wasseroberfläche.

Bildquellen: 1) fotolia.com © Sergey Ryzhov, 2) fotolia.com © kalpis, 3) fotolia.com © Luis, 4) fotolia.com © DenisProdction.com, 5) fotolia.com © Grispb, 6) fotolia.com © kagonma

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[tab title=“Amateurfunk“]

Ein Hobby für Hipster-Nerds, das durch Handys überflüssig gemacht wurde. Das denken leider viele über Amateurfunk…

Mehr als ¾ aller Deutschen besitzen mittlerweile ein Smartphone und haben damit die Macht, in Echtzeit mit der

gesamten Welt zu kommunizieren. Und aus dieser Perspektive heraus sehen Funkamateure ziemlich alt aus. Große Antennen auf dem Dach, Multimeter und Lötkolben, kryptisch anmutendes Vokabular. Braucht man sowas, wo es heute andere, wesentlich komfortablere und einsteigerfreundlichere Maßnahmen gibt, zu kommunizieren?

Die Antwort ist ein absolut glasklares ja. Denn auch in diesem Punkt geht es einmal mehr darum, dass ein Hobby von vielen Außenstehenden massiv missverstanden wird. Kommunikation ist, das geben selbst viele Funkamateure zu, heutzutage nicht die größte Stärke des Amateurfunks – wenngleich sich hier die einzige Möglichkeit anbietet, selbst dann noch mit der halben Welt zu sprechen, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben. Aber weder war noch ist „Reden“ alleiniger Zweck dieses Hobbys. Auch hier handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz, den die Bundesnetzagentur folgendermaßen formuliert:

Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird; der Amateurfunkdienst schließt die Benutzung von Weltraumfunkstellen ein. Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten sind keine Sicherheitsfunkdienste

…tatsächlich handelt es sich jedoch um ein zutiefst wissenschaftliches Hobby, bei dem Kommunikation nur ein schöner Nebeneffekt ist.

Ginge es allein ums Reden, könnte man sich entsprechende Jedermann-Funkgeräte für ein paar Euros kaufen und einfach loslegen. Den Funkamateuren geht es jedoch um mehr. Die meisten sind echte Physik- und Elektronikfachleute. Das müssen sie schon deshalb sein, weil ihnen ein sehr viel größeres Frequenz- und Leistungsspektrum offensteht. Außerdem deshalb, weil man nur dann Funkamateur werden kann, wenn man mindestens eine von zwei sehr umfangreichen Prüfungen bei der Bundesnetzagentur erfolgreich absolviert hat. Und drittens deshalb, weil viele von ihnen ein zutiefst wissenschaftliches Interesse haben: Kann man mit dem Handy die ISS erreichen? Nein, aber als Funkamateur ist das ziemlich problemlos möglich.

Fazit

Im Englischen gibt es einen Spruch, der sehr gut auf diesen Artikel passt: Never judge a Book by it’s Cover – beurteile niemals ein Buch nach dem Umschlag. Und gerade bei den Hobbys, die viele von uns als ach-so oberflächlich und flach betrachten, verhält es sich sehr oft wie mit einem Eisberg: das dicke Ende liegt unter der sichtbaren Wasseroberfläche.

Bildquellen: 1) fotolia.com © Sergey Ryzhov, 2) fotolia.com © kalpis, 3) fotolia.com © Luis, 4) fotolia.com © DenisProdction.com, 5) fotolia.com © Grispb, 6) fotolia.com © kagonma

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