Religion: 500 Jahre Protestantismus in der Welt – die Hauptstadt startet ins Lutherjahr.
Am 31. Oktober jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. Der Thesenanschlag gilt als das entscheidende Datum der Reformation. Denn das, was von Wittenberg im 16. Jahrhundert als Protest gegen den Missbrauch des Ablasses begann, veränderte Deutschland, Europa und die Welt. Im Jahr 2017 steht nun das herausragende Jubiläum „500 Jahre Reformation“ bevor. Kirche und Staat bereiten mit der Lutherdekade seit 2008 auf das Reformationsjubiläum vor. Dann wird der 31. Oktober erst- und einmalig auch ein bundeseinheitlicher Feiertag sein. Die Initiatoren möchten die bis heute spürbaren Auswirkungen der Reformation auf viele Bereiche der Gesellschaft in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit rücken. Die Hauptstadt startet bereits im Februar mit der ersten Veranstaltung, der viele weitere folgen werden.
- „Anna webt Reformation. Ein Teppich und seine Geschichten“, heißt es vom 14. Juli bis Januar 2018 im Museum Europäischer Kulturen, Arnimallee 25, in Dahlem. Neben der damaligen historischen Welt offenbaren die textilen Bilder der Wirkerei auch die zeitgenössische theologische Weltsicht.
- Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin und Wittenberg steht vom 24. bis 28. Mai unter der Losung „Du siehst mich“. Am Eröffnungstag können Besucher zwischen einem prominent besetzten Gottesdienst auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag, einem international und ökumenisch geprägten Gottesdienst vor dem Brandenburger Tor und einem Gottesdienst für Groß und Klein am Gendarmenmarkt wählen. Anschließend wird sich rings um diese drei Orte das Straßenfest „Abend der Begegnung“ entfalten, zu dem bis zu 300.000 Menschen erwartet werden.
- Die Ausstellung „Der Luthereffekt“ im Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, beleuchtet vom 12. April bis 5. November „500 Jahre Protestantismus in der Welt“. Das Deutsche Historische Museum erzählt erstmals die weltumspannende Wirkungsgeschichte des Protestantismus, von seiner Entstehung in Deutschland über seine Entwicklungen in vier Kontinenten bis heute, aber auch sein Konfliktpotenzial zwischen Kulturen und Religionen.
- Die Staatsbibliothek, Potsdamer Straße 33, zeigt vom 3. bis 17. Februar die Ausstellung „Bibel – Thesen – Propaganda“ mit allen Drucken der Luther-Thesen anlässlich des 500. Reformationsjubiläums. Der Eintritt ist kostenlos.
- Die St. Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz 1, präsentiert von 19. Mai bis 17. September unter dem Motto „Luther und Avantgarde“ eine Auswahl an Fotoarbeiten verschiedener Künstler zum Reformationsjubiläum. Die Fotos beschäftigen sich mit Themenkomplexen wie Leben und Tod oder Gewalt und Macht, und die Figur des Reformators wird hier mit aktueller Kunst in Verbindung gebracht.
- Rund zwei Drittel der mehr als 2.500 Veranstaltungen werden auf dem Gelände der Messe Berlin stattfinden, doch auch in der Innenstadt wird Kirchentagsatmosphäre zu spüren sein. Ein Zentrum Jugend soll in und rund um das Tempodrom am Anhalter Bahnhof entstehen. Das Areal der Berliner Stadtmission in der Nähe des Hauptbahnhofs wird zum Zentrum für Kinder bis zwölf Jahre, für die der Eintritt zum Kirchentag frei ist. Auch Kosmos, Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde und ATZE Musiktheater gehören zu den Veranstaltungsorten.
- Ein Chor aus 1.500 bis 2.500 Sängern, ein Symphonie-Orchester, Musical-Stars und eine Band führen am 29. Oktober in der Mercedes-Benz-Arena das Pop-Oratorium „Luther“ auf. Kern des Projekts ist der gewaltige Chor, der sich in jeder Stadt neu aus regionalen Kirchen-, Gospel-, Pop- und Jugendchören zusammensetzt.
Weitere Infos finden Sie unter www.dhm.de und www.visitberlin.de
Höhepunkte
Zu den absoluten Höhepunkten im Rahmen der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017 zählen die drei Nationalen Sonderausstellungen in Berlin, Eisenach und Lutherstadt Wittenberg.
Drei Ausstellungen – drei große renommierte deutsche Museen: Das Deutsche Historische Museum, die Wartburg-Stiftung und die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt bereiten das Thema „Reformation“ in all seinen Facetten und Ausprägungen mit jeweils eigener inhaltlicher und methodischer Schwerpunktsetzung auf. Die drei Ausstellungen ergänzen sich, bauen aufeinander auf und bieten somit einen umfassenden Überblick über entscheidende Aspekte der Reformation. Mit Wittenberg und der Wartburg finden zwei der Ausstellungen an authentischen Luther-Orten statt, die zu entdecken für sich schon einen Besuch wert sind.
(red/mh), Bild:„Luthers Thesenanschlag“, Ferdinand Pauwels (1872) / Wartburg-Stiftung Eisenach, Kunstsammlung