Mühlenkiez: Schwimmhalle Thomas-Mann-Straße – Bürger bleiben draußen / BVV fordert dauerhaftes Frühschwimmer-Angebot.
Das war ein toller Tag im Januar 2017 für die Schwimmfans rund um den Prenzlberger Mühlenkiez: Nach jahrelanger Schließung und aufwändiger Sanierung des maroden 70er-Jahre-Baus öffnete die Halle an der Thomas-Mann-Straße wieder. Ganz großer Bahnhof für eine der modernsten Schwimmhallen Berlins. Ganz großes Versprechen der in Senat und Bäderbetrieben Verantwortlichen, dass hier neben dem vorrangigen Schul- und Vereinssport auch Schwimmen für jedermann möglich ist; von montags bis donnerstags, frühmorgens für eineinhalb Stunden. Das musste sich erst rumsprechen; die Freizeitschwimmer kamen zunächst nicht in Scharen. Doch wer kam, stand bald vor verschlossenen Türen. Immer wieder wochenlange Ausfälle. Grippe, Krankheit, fehlendes Personal waren die Gründe. Dann war ganz Schluss – die Öffentlichkeit bleibt jetzt draußen. Gebrochene Versprechen, viele enttäuschte Anwohner.
Dieser Zustand wurmt die CDU-Fraktion im Pankower Stadtparlament; und nicht nur sie. Ihr Chef, Johannes Kraft, will es genauer wissen: „Schon während des Bauens wurde deutlich: Die Bürger im Kiez erwarteten dringend die Fertigstellung. Sie freuten sich auf ihre Halle. Und jetzt?“, fragt Kraft. Es sei doch logisch, dass nach so langer Bauzeit die Zahl der Frühschwimmer nicht vom ersten Tag an sprunghaft steige. „Die Anwohner hatten nicht einmal zwei Monate Zeit, das neue Angebot anzunehmen“, kritisiert er. Kraft fordert die Prüfung erweiterter Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit; das Bezirksamt soll sich gegenüber den Bäderbetrieben stark machen.
Fraglich ist, was passiert wäre, wenn die frühen Schwimmer Schlange gestanden hätten. Denn die Bäderbetriebe begründen das Ende dieses Angebots – neben der aus ihrer Sicht geringen Besucherzahl – auch mit fehlendem Personal. Unternehmenssprecher Matthias Oloew: „Vier bis 25 früh schwimmende Badegäste pro Tag – das hat unsere Erwartungen nicht erfüllt, rechtfertigt nicht den hohen Aufwand.“ Er führt den geringen Zuspruch auch auf die Hallen im Ernst-Thälmann-Park und am S-Bahnhof Landsberger Allee zurück, in denen das Frühschwimmen möglich ist. Die personelle Situation sieht er „ausreichend und stabil“. Im Übrigen sei eine breitere öffentliche Nutzung weder geplant noch möglich: Die Halle ist die ganze Woche von 8.00 bis 21.30 mit Vereinen und Schulen voll ausgelastet; an Wochenenden ist hier Wettkampfbetrieb vorgesehen. Folglich keine Chance für „Normalbürger“. „Vor dem Hintergrund der registrierten Besucherzahlen ist das nicht besonders wahrscheinlich“, so Matthias Oloew.
Damit wollen sich die Bezirksverordneten nicht abfinden. Auf Empfehlung des Sportausschusses fordern sie das Bezirksamt auf, sich bei den Bäderbetrieben für eine breitere öffentliche Nutzung der Halle einzusetzen und das Frühschwimmen wieder zu ermöglichen. In einer einjährigen Pilotphase soll zunächst geprüft werden, wie stark das Angebot angenommen wird. „Natürlich muss man auch dafür werben, denn viele wissen gar nichts davon oder sind nach den schlechten Erfahrungen verunsichert“, sagt Kraft. Sollte diese Phase erfolgreich sein, müsse das Frühschwimm-Angebot wieder dauerhaft her. Jetzt sind Bäderbetriebe und Bezirksamt am Zuge.
Autor und Bild: Jürgen Zweigert