SPD hofft auf eine autofreie, gut besuchte Einkaufsmeile.
Schmale Gehwege, Gedrängel, lange Rotphasen an den Ampeln und Verkehrslärm. Viele Berliner versuchen die Friedrichstraße zu meiden. An einen entspannten Einkaufsbummel ist an der eigentlich beliebten Straße meist nicht zu denken. Doch das könnte sich bald ändern. Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) will die gesamte Stadt attraktiver für Fußgänger machen. Und die SPD im Abgeordnetenhaus drängt darauf, die Friedrichstraße bald zur Fußgängerzone zu machen. „Mein Ziel ist es, im Herzen unserer Stadt die Lebens- und Aufenthaltsqualität deutlich zu verbessern. Lärm und Luftschadstoffemissionen müssen hierfür drastisch gesenkt werden“, fordert der Verkehrsexperte der Fraktion, Tino Schopf. Einen Vorgeschmack darauf, wie entspannt es auf der beliebten Einkaufsmeile ohne Autos zugehen kann, erhielten einige hundert Menschen bereits im vergangenen Dezember. Damals organisierte die Initiative „Stadt für Menschen“ einen autofreien Tag, zumindest für den Abschnitt zwischen Leipziger Straße und Taubenstraße. „Wir wollen Straßen- und Platzräume wieder als soziale Räume, in denen sich Nachbarn und wildfremde Menschen begegnen und miteinander ins Gespräch kommen können“, erklärt die Initiative.
Leerstand nimmt zu
Mit dem Vorstoß reagiert die SPD auch auf den zunehmenden Leerstand auf der Prachtmeile. Nach aktuellen Zahlen steht an der Friedrichstraße bereits jeder vierte Laden leer. Bei den verbliebenen Ladenbesitzern macht sich die ausbleibende Kundschaft an der Straße im Umsatz bemerkbar. Für viele Berliner und Berlin-Besucher hat die Friedrichstraße längst an Attraktivität verloren. Auch Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) plädierte in der Vergangenheit für die Einrichtung einer Fußgängerzone und ein „radikales Umdenken“, um der Einkaufsmeile wieder zu mehr Beliebtheit zu verhelfen. Sollte es dazu kommen, könnte auch der benachbarte Straßenzug Unter den Linden autofrei werden. Entsprechende Pläne wurden schon 2016 laut, nach denen die rot-rot-grüne Regierung eine Fußgängerzone zwischen Humboldt-Forum und Brandenburger Tor anzulegen. Bedenken gab es von Anrainer aus den Nebenstraßen, die befürchten, dass der Verkehr hierher ausweiche. Als Beispiel dafür, wie eine Fußgängerzone in der Innenstadt funktionieren kann, dient seit nunmehr 40 Jahren die Wilmersdorfer Straße im Westen der Stadt.
Geplante Aktion
Die nächste Aktion der Initiative „Stadt für Menschen“ findet am 11. Mai statt. Dann wird die Friedrichstraße zwischen S-Bahnhof und Unter den Linden vom Autoverkehr befreit und die Initiatoren laden zu einem kulturellen Programm für Kinder und Erwachsene ein. „Mit dieser weiteren Aktion in Berlins Mitte möchten wir einen Paradigmenwechsel erreichen: von der autogerechten Stadt hin zur zukunftsfähigen Stadt für Menschen“, erklären sie auf ihrer Webseite. Die Stadt könne durch Bereiche für Fußgänger umweltfreundlicher, lebenswerter, gesünder, ruhiger und sozialer werden.
Datum: 24. April 2019, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago images / Bernd Friede