Bauen: Anwohner  gegen „massive Verdichtung“.

Der Kiezwürfel an der Thomas-Mann-Straße war bereits brechend voll, während eine erregte Menge davor Einlass begehrte: Es sollte ein intensiver Dialog zum umstrittenen Bauvorhaben an der Michelangelostraße werden. Architekt Frank Görge war aus Hamburg angereist, Pankows „grüner“ Stadtbaurat Vollrad Kuhn war da, Bürgerinitiativen hielten ihre Argumente parat. Alle umsonst gekommen. Ganz offensichtlich hatte das Bezirksamt das riesige Interesse der Anwohner unterschätzt. Nach heftigem Disput mit den gut 200 draußen Wartenden sagte Klaus Risken, Leiter des Stadtentwicklungsamtes, die Veranstaltung schließlich ab. Er versprach einen Termin Anfang Mai in der Gethsemanekirche, in der dann alle Platz fänden.

Entwurf verteidigt

Frank Görge ist überrascht, dass Volkes Seele derart hoch kocht. Er hat den „Ort gut gelesen“ und verteidigt seinen Siegerentwurf zur Bebauung der Michelangelostraße : „Die Idee ist, Nord und Süd dieses gewaltigen Straßenraums durch Wohnhäuser, kleine Straßen und Plätze ausgewogen miteinander zu verbinden.“ Ein Kiez im Kiez – bestehend aus 1.500 Wohnungen in vier- bis sechsgeschossigen Häusern, zwei Kitas, einer Grundschule, Sporthalle, Handel und Kleingewerbe. Es ist Konsens in Pankow, nicht nur neue große Wohnviertel am Rande des Bezirks zu errichten, sondern auch innerstädtisch zu verdichten.

Wichtig zumal, wenn geplante Projekte – wie die Bebauung der Elisabeth-Aue – gestrichen werden. Viel Platz ist nicht mehr, „und die Michelangelostraße biete sich dafür geradezu an“, meint Görge. „Auch für die wegfallenden Parkplätze haben wir Ersatz geschaffen.“ Genau das sehen viele Anwohner völlig anders und lehnen das Bauprojekt ab. „1.500 Wohnungen, das ist keine ,behutsame Verdichtung„ mehr, wie vom Bezirksamt versprochen“, sagt Horst Krüger, Vorsitzender des „Verein für Lebensqualität an der Michelangelostraße“. Damit würde sich die Zahl der Wohnungen wie auch die der Einwohner mehr als verdoppeln. Die Anwohner befürchten ein unkalkulierbares Gewusel, enge, verschattete Häuserschluchten, weniger Grün, mehr Lärm – insgesamt also ein massives  Absinken ihrer bisherigen Lebensqualität. „Wir sehen Platz für maximal 600 Wohnungen und fordern, die aktuelle Planung unter Beteiligung der Bürger zu überarbeiten“, fasst Krüger den Vereins-Standpunkt zusammen. Bisher sei dies nicht geschehen, obwohl eine „Planungswerkstatt“ amtlich zugesichert war. Jetzt lasse man sich nicht mehr übern Tisch ziehen. Nächster Anlauf also Anfang Mai in der Gethsemanekirche. Sie wird voll werden. Klaus Risken verspricht ein umfangreiches Beteiligungsverfahren zur Machbarkeit des Projekts.

Autor und Bild: Jürgen Zweigert