Soziales: Franzi Wald versorgt Obdachlose einmal pro Woche mit warmen Getränken und Mahlzeiten.
Irgendwann vor zwei Jahren hat Franzi Wald (29) beschlossen, nicht mehr die Augen zu verschließen vor der Not der vielen Obdachlosen in Berlin. Sie sagte der Gedankenlosigkeit und der sozialen Kälte in unseren Herzen den Kampf an. „Gerade jetzt bei Frost und Schnee brauchen diese Menschen unsere Hilfe. Da ist doch jede Nacht ein Kampf ums Überleben“, sagt sie. Und dann zieht sie ihren Bollerwagen durch den Berliner Winter, beladen mit Suppen und Eintöpfen, Brot, Gebäck, warmen Kaffee und Tee, sowie Schlafsäcken und selbstgestrickten Wollmützen. Ihre Ziele sind die Bahnhofsmission am Zoo, der Hauptbahnhof oder der Alexanderplatz. Franzi Wald ist der Engel der Obdachlosen.
15 Liter Suppe
„Anfangs hatte ich nur zwei Thermoskannen mit warmen Getränken und einige belegte Brote dabei“, erzählt sie. Heute steht sie jede Woche in der Küche, backt Kuchen und kocht etwa 15 Liter Suppe für rund 500 hungrige Menschen auf der Straße. Es ist nicht immer einfach, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Franzi hat eine vierjährige Tochter, betreibt mit ihrer Mutter einen Dekoladen und arbeitet nebenbei noch in der Firma ihres Stiefvaters. „Über Arbeitsmangel könnte ich mich eigentlich nicht beklagen“, sagt sie schmunzelnd. Aber die junge Mutter hat ein großes Herz für die Menschen am Rand unserer Gesellschaft. Inzwischen wird sie auch von Freunden und Bekannten unterstützt. Durch ihre Facebook-Seite „Ein Herz für Obdachlose- Franzi on Tour“ haben sich ihre Hilfsaktionen schnell verbreitet und immer mehr wollen tatkräftig helfen. Zuletzt kamen auf diese Weise 30 Kuchen zusammen. Bei der Aktion traf Franzi ihren alten Bekannten „Fred“ wieder. Ein halbes Jahr hatte sie ihn nicht gesehen. Fred lebt inzwischen nicht mehr auf der Straße, hat nun ein Übergangszimmer und bekommt wieder Hartz IV. Neben Lebensmittelspenden freut sich der Engel der Obdachlosen auch über finanzielle Unterstützung. Mittlerweile hat sie ein eigenes Spendenkonto eingerichtet. Falls es finanziell mal nicht so gut läuft, greift Franzi häufig in ihre eigene Tasche. Um die 250 Euro monatlich opfert sie für die Bedürftigen. „Ich würde gerne mehr tun, aber irgendwann ist auch bei mir die Grenze erreicht.“ Sie hat bereits Gespräche mit der Diakonie geführt. „Einer allein ist nichts, aber gemeinsam kann man viel schaffen,“ sagt sie.
Marley Lackermann, Bild: Franzi on Tour (facebook)