Karsten Jung alarmierte Bezirksamt und Polizei ohne Ergebnis.

Als Karsten Jung Anfang Juni über die Grünfläche an der Louis-Lewin Straße radelte, traute er seinen Augen nicht. Direkt hinterm Schild mit der Naturschutz-Eule auf der Berliner Seite der B1 stapelte sich ein riesiger Haufen mit zerbrochenen, asbesthaltigen Welldachplatten. „Da hat sich jemand die Entsorgungskosten sparen wollen und das Material abgeladen“, so Jung. Besonders übel: Der Haufen liegt im Naturschutzgebiet höchstens hundert Meter vom ökologisch geführten Freilandlabor und der Öko-Kita des Dialog e. V. entfernt.

Höchst gefährlich

Jung kennt sich mit Asbestentsorgung aus und hat selbst schon Fortbildungen zu diesem Thema absolviert. „Wenn diese Welldachplatten zerspringen, wird das Asbest freigesetzt. Der Staub ist höchstgefährlich, weil die kleinen Partikel sich in den Lungenbläschen festsetzen können. Menschen, die sich in der Umgebung aufhalten und den Staub einatmen sind höchst gefährdet“, so der 45- Jährige, der schon in verschiedenen Bauhandwerken tätig war. Lungenkrebs, Staublunge und Kehlkopfkrebs sind die bekanntesten Gefahren, die von Asbeststaub ausgehen. Keine Reaktion. „Ich habe sofort die Polizei angerufen. Die Beamten kamen, wussten aber nicht so recht, was sie tun sollten und zogen unverrichteter Dinge wieder ab”, so Jung. Danach versuchte er das bezirkliche Ordnungsamt zu aktivieren. „Ich hätte wenigstens erwartet, dass die den Haufen mit Plane und einem Schildhinweis absichern würden. Die haben mich am Telefon abgewimmelt und dann war ich im Rufnummern- Karussell des Amtes “, so Jung, in dessen Handyspeicher noch immer eine ganze Reihe der an diesem Tag gewählten Bezirksamtsnummern gelistet sind. Ganze zwei Wochen später liegt der Asbesthaufen noch immer völlig ungesichert inmitten der Grasfläche des Naturschutzgebietes.

 Die Reaktion

Dem Naturschutz- sowie dem Ordnungsamt sind die Meldungen von Karsten Jung nicht bekannt. „Da die Ortsangabe vage ist, liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um das Gebiet im Land Brandenburg handelt. In diesem Fall hätten wir dann auch Nachfragen zuständigkeitshalber abgegeben“, lautet die schriftliche Antwort des verantwortlichen Stadtrates Christian Graeff (CDU). Laut Stadtkarte dürfte sich der Asbeststapel aber auf Berliner Gebiet befinden.

Update 01.07.2016 – Asbest-Haufen ist geräumt

Knapp 17 Tage nach der ersten Meldung beim Ordnungsamt ist der Schutthaufen mit dem asbesthaltigen Welldachmaterial endlich aus dem Naturschutzgebiet zwischen Berliner Straße (B1) und Louis-Lewin Straße geräumt worden. Das Berliner Abendblatt hatte einen Hinweis des Anwohners und Baufachmanns Karsten Jung aufgegriffen und den Umweltskandal in der vergangenen Woche öffentlich gemacht. Das Ordnungsamt hatte zunächst Zweifel an der bezirklichen Zuständigkeit und vermutete den Gifthaufen auf Brandenburger Gebiet. Jetzt wurde wohl auch diese Zuordnung geklärt und der Haufen ist Geschichte.

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Text+Bild:Stefan Bartylla, ylla