Verkehr: Mit der Schließung des Fernreisezentrums hat sich die Abwärtsspirale am Fernbahnhof Lichtenberg erneut weiter gedreht.
Seit den 2010er Jahren verkehren ab Lichtenberg fast nur noch Regionalbahnen. Ab hier heißen die Zielorte aktuell Küstrin/Kostrzyn, Templin und Werneuchen. Noch nutzen geschätzte 50.000 Fahrgäste täglich die Zugverbindungen. Die Umsteigemöglichkeiten zur U5 der BVG und zu den Stadtbahnverbindungen der S-Bahn in Richtung City-West sind zwar bequem, und mit dem Discounter, der Drogerie und anderen Serviceangeboten hat der Bahnhof für den Weitlingkiez und das Nibelungenviertel auch noch immer seine Bedeutung als Nahversorgungszentrum, doch der Trend mit viel weniger Kundenfrequenz in den Hallen des Lichtenberger Bahnhofs ist unübersehbar. Hier macht sich bereits an den hellen Tagesstunden unter der Woche eine oft öde Leere breit. Ein Eindruck, der sich mit der jüngsten Schliessung des DB-Reisezentrums im Bahnhof sicher auch weiter verschärfen dürfte.
Fernbahntickets gibt es hier nämlich seit dem 21. Dezember nicht mehr zu kaufen, und die Räume des Reisezentrums im Untergeschoss stehen seitdem auch leer. Jetzt soll sich das Bezirksamt gegenüber der Deutschen Bahn AG dafür einsetzen, dass dieses Angebot im Bahnhof Lichtenberg doch wieder eingeführt wird. Ein Antrag, den die Fraktion der SPD in der letzten Bezirksverordnetenversammlung vorgelegt hat, soll gemeinsam mit dem Berliner Fahrgastverband IGEB, der deutschen Bahn, dem VBB, dem Senat und den Bürgern zudem alle Möglichkeiten ausloten, um den Bahnhof für Reisende wieder attraktiver zu machen. Ein Anliegen, das alle Fraktonen der BVV inzwischen unterstützen. „Leider befindet sich dieser wichtige Verkehrsknotenpunkt bereits seit Jahren in einer Abwärtsspirale“, faßt Henning Fahrenberg, SPD-Sprecher in der BVV, den Kern dieser Misere zusammen.
„Ein Ziel der bezirksgerechten Stadtentwicklung sollte eine Aufwertung des Bahnhofsumfeldes und eine Neugestaltung der Fern- und Regionalbahnsteige sein“, meint sein Parteikollege und BVV-Frakionsvorsitzende Kevin Hönecke. Auch die Fraktion der Linken sieht das nicht anders: „Der Bahnhof Lichtenberg war immer ein Tor zum Osten, hier wäre zum Beispiel die Integration eines interkulturellen Begegnungszentrums denkbar, das an die Geschichte anknüpft mit Ausstellungen durch osteuropäische Künstler“, meint der Sprecher der Linken, Norman Wolf, für den klar ist, dass für die inzwischen zahlreichen Obdachlosen, die in den Hallen nach warmen Unterschlupf suchen, die Türen offen bleiben müssen, bis es bessere Lösungen gibt. Eine Forderung, die nur die AFD-Fraktion zur vergangenen BVV nicht teilen mochte.
Text und Bild: Stefan Bartylla