S-Bahnhof Warschauer Straße
Berlin Friedrichshain, Warschauer Straße auf der Warschauer Brücke am frühen Morgen Berlin Friedrichshain Berlin Friedrichshain, Warschauer Strasse on the Warschauer Brücke early morning Berlin Friedrichshain

Schlimmer als der BER? Die Bau-Zukunft des S-Bahnhofs Warschauer Straße ist fraglich.

Müll und Verpackungsreste liegen auf den Dächern. Bauzäune und Löcher im Boden sind zu sehen. Auf den Aufzügen, die zu den beiden S-Bahnsteigen führen, leuchtet in roter Schrift: „Außer Betrieb“. Der S-Bahnhof Warschauer Straße ist eine Dauerbaustelle. Blickt man auf die Daten, wird klar: Selbst das Flughafenprojekt BER wurde schneller umgesetzt.

Zwar spricht selbst die Deutsche Bahn (DB) von einem „Ärgernis für Kunden“, doch will trotzdem niemand aus dem Bundesunternehmen einen Zeitpunkt für die Fertigstellung des Bahnhofs nennen. Das berichtete die Berliner Zeitung. „Zum aktuellen Zeitpunkt ist noch keine verbindliche Aussage zu dem endgültigen Inbetriebnahme-Termin möglich“, bedauerte demnach ein Sprecher. Zuletzt hieß es, dass der Bahnhof Ende September fertiggestellt sein sollte. Dem war offensichtlich nicht so.

Bauzäune seit 2004

Eines der berühmtesten Pannenprojekte, der Flughafen BER in Schönefeld, ist seit 2006 eine Baustelle. Er wird bald eröffnet. Auf der Warschauer Brücke stehen dagegen schon seit 2004 Bauzäune. Damals wurde das baufällige Bahnhofsgebäude teilweise gesperrt, im Jahr darauf kam die Abrissbirne. Lange Zeit mussten sich die Fahrgäste zwischen Bauzäunen und Imbissbuden durch ein Wegegewirr bewegen. Und schon bald zeigte sich, dass sich das Versprechen zur Fertigstellung der neuen Halle bis 2010, nicht einlösen ließ. Firmen gingen pleite, Projektleiter wechselten, Normenänderungen erforderten Umplanungen. Immerhin: 2017 wurde der erste neue S-Bahnsteig übergeben. Im Jahr darauf öffnete der Rohbau des jetzigen Bahnhofsgebäudes für die Fahrgäste.

Die Fertigstellung ist fraglich

Doch fertig ist das neue Bauwerk, das nach den Plänen des Berliner Architekturbüros dlw mit Kupferblech eingehüllt ist, weiterhin nicht. Neben Technik- und Lieferproblemen gab es fehlende Prüf- und Abnahmekapazitäten, die den Stillstand verlängerten. Corona bescherte weitere Verzögerungen, zumindest offiziell. Und so sind der Supermarkt Rewe to Go und Starbucks weiterhin geschlossen – wie auch das Backwerk oder die Imbisse Curry 36, Mishba und Döner Öcebe. Aus dem Plan, die Aufzüge Ende 2019 in Betrieb zu nehmen, ist nichts geworden. Damit ist der S-Bahnhof weiterhin nicht barrierefrei nutzbar. Ein Pech für Rollstuhlfahrer und Reisende mit Kinderwagen.

Datum: 15. Oktober 2020, Text: ast/red, Bild: imago images/Jürgen Ritter