Mit dem Abriss des Sojus drohen Hygiene-Probleme.
Einhundertfünzig bis 200 Tauben leben derzeit im alten Kino Sojus“, berichtet Diana Glaser. Sie ist eine von vier Tierschützerinnen, die zwei Mal am Tag die Kino-Ruine am Helene-Weigel Platz besuchen, um die Tiere auf dem kleinen Treppenabsatz davor zu füttern. Gerne würde sie in das Gebäude selbst hinein gelangen, um auch die Eiergelege gegen Gipsattrappen auszutauschen. Die Population könnte sich sonst mit jedem Jahr verdreifachen.
Das Sojus ist aber seit dem Jahr 2007 in Privatbesitz und der Zutritt in das Gebäude ist verboten. „Die vielen Tauben im alten Kinogebäude gibt es seit dem Brand im Gebäude vor einigen Jahren. Damals hatten die Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten die Dachluken eingeschlagen. Später war der Weg frei für die Tiere, die hier jetzt nisten und leben“, so Glaser. Glaubt man den Planungen der Bezirkspolitik, sind die Tage des Betonbaus schon bald gezählt. Der Abriss des Betonbaus ist für das kommende Frühjahr geplant, um Platz für den Bau eines Seniorenheims und eines Lebensmitteldiscounters zu schaffen. „Das Taubenproblem wird mit dem Abriss größer werden“, warnt Diana Glaser, die weiß, dass sich die Tiere ohne sicheren Zufluchtsort ganz gewiss auf Verstecke in umliegenden Häusern oder auf deren Balkonen verteilen werden. Der Taubendreck wird dann in jedem Fall im Kiez vermehrt und weit verstreut auftauchen“, beschreibt die Tierschützerin das Problem. Bis zu zwei Kilo Nasskot hinterlässt eine einzige Taube innerhalb eines Jahres. „Und wenn wir nicht mit gutem Futter die Tauben versorgen, bedienen sich die Tiere beim Müll und den Essensresten – der Kot den die Tauben dann ausscheiden, wäre besonders ätzend“, so Glaser, die gemeinsam mit ihren Mitstreitern derzeit spezielles Taubenfutter den Tieren anbietet. Glaser fordert nun einen Taubenturm auf einem separaten Stückchen des Parkplatzes. „Am besten ein Turm, der von innen begehbar ist. Denn erst wenn die Population durch den Austausch mit Attrappen-Eiern gesenkt wird, bekommen wir das Schmutzproblem in den Griff.“, erklärt sie. Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) hatte als Standort für solch einen Taubenturm das Dach des Alten Marzahner Rathauses am Helene-Weigel Platz vorgeschlagen. „Eigentlich toll – aber dann doch keine so gute Idee“, findet Diana Glaser. Schließlich sei dort ja auch bald mit Sanierungsarbeiten zu rechnen, die die Tauben-Population ebenso gefährden würden. Und das sei schließlich nicht im Sinne des Tierschutzes und schon gar nicht gut für die Sauberkeit in der Nachbarschaft. „Gefährdete Populationen sorgen für noch mehr Nachwuchs, um die Art zu erhalten. Mit dem Versuch, die Tiere einfach zu vertreiben, gibt es eher den gegenteiligen Effekt“, erklärt die Tierschützerin.
Text+Bild: Stefan Bartylla