Der Corona-Lockdown wird entschärft. Ab dem 22. Februar öffnen die Berliner Schulen schrittweise. Das Vorgehen des Senats ist umstritten. Die Gewerkschaft GEW und die CDU warnen vor Infektionsrisiken.
Die Ankündigung des Berliner Senats, Schulen ab dem 22. Februar schrittweise wieder zu öffnen, sorgt für unterschiedliche Reaktionen. Viele Familien sind erleichtert. Vertreter von Oppositionsparteien und Gewerkschaften haben hingegen Zweifel an der Strategie der rot-rot-grünen Landesregierung.
„Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sind von den derzeitigen Einschränkungen besonders betroffen“, so Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). „Wenn es um vorsichtige Lockerungen geht, haben Schulen und Kitas Priorität. Berlin geht hierbei behutsam und unter Berücksichtigung des aktuellen Infektionsgeschehens vor.“
Wechselunterricht in halber Klassengröße
Und das hat der Senat nach den Bund-Länder-Beratungen in der vergangenen Woche beschlossen: Ab dem 22. Februar findet für die Jahrgangsstufen 1 bis 3 Wechselunterricht in halber Klassengröße statt. Das geschieht entweder im Umfang von mindestens drei Unterrichtsstunden täglich oder im tage- oder wochenweisen Wechsel.
Kinder aller Jahrgänge müssen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Im Freien kann darauf verzichtet werden, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Die Aussetzung der Präsenzpflicht wurde zudem verlängert: Eltern können selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken.
Kitas sind weiterhin im Notbetrieb. Ab dem 22. Februar wird der Zugang zur Notbetreuung moderat erweitert: Die Obergrenze für die maximale Auslastung einer Kita wird von derzeit 50 Prozent auf 60 Prozent erhöht.
GEW: Die Öffnung der Schulen kommt zu früh
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält auch eine schrittweise Öffnung von Schulen für verfrüht „Der Senat sollte sich an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zum Wechselunterricht ab einem Inzidenzwert von 50 orientieren und zusätzlich mögliche Effekte der Mutationen berücksichtigen“, so der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann. „Spätestens ab einer Inzidenz von 100 brauchen wir verbindlich Fernunterricht.“
Im bisherigen Berliner Stufenplan für die Schulen würden die Inzidenzen nach wie vor kaum eine Rolle spielen. Bei Redaktionsschluss lag der Berliner Inzidenzwert bei 56,3
„Pädagogen und Familien sind in Sorge, dass für ihren Schutz nicht ausreichend getan wird“, erklärte Doreen Siebernik, Co-Vorsitzende der GEW Berlin. 52.000 Berliner hätten sich mit einer Petition an den Senat gewandt, um eine „übereilte Schulöffnung“ zu verhindern. Bei den jüngst vorgestellten Maßnahmen setze die Bildungsverwaltung auf freiwillige Selbst-Schnelltests in Kitas und Schulen. Dazu gebe es viele offene Fragen. Etwa: Wird zu Hause getestet oder in der Schule? Wer soll die Kinder bei der Testung so anweisen, dass keine Fehler unterlaufen? „Es herrscht große Unsicherheit“, so Siebernik.
CDU-Fraktion fordert “pandemiesichere Schulen”
Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus moniert einen Mangel an Luftfilteranlagen, CO2-Ampeln, Corona-Schnelltests und FFP2-Masken in den Schulen. Sie fordert „pandemiesichere Schulen“: Streamen des Unterrichts über Mobilfunkanbieter, Wechselunterricht und genügend Waschbecken und Seife in den Klassenzimmern.
Datum: 18. Februar 2021, Text: Nils Michaelis, Bild: Getty Images Plus/iStock/romrodinka