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Bezirksbürgermeister sprechen sich für Erhalt des Gebietsschutzes aus.

Diese Mail hat es in sich: Wirtschaftsstadträtin Birgit Monteiro (SPD) verfasste die Zeilen an den US-Amerikanischen Motorrad-Produzenten Harley Davidson, mit denen sie dessen Boss Paul Jones einlud, eine europäische Dependance just in Hohenschönhausen aufzubauen. Die Kult-Biker aus Milwaukee hatten angekündigt, auch außerhalb der USA produzieren zu wollen, um damit Strafzölle zu umgehen, die die EU unter anderem gegen Harley Davidson als Reaktion auf die zuvor von US-Präsident Trump verhängten Importzölle erhoben hatte.

Strenge Auflagen

„Wir haben in Hohenschönhausen noch ein paar wenige landeseigene Flächen, die mit speziellen öffentlichen Mitteln für produzierendes Gewerbe hergerichtet worden sind“, begründete Monteiro ihr Vorgehen. „Die Auflagen, hier Flächen zu erhalten, sind sehr streng, Harley Davidson könnte sie aus meiner Sicht erfüllen“, ergänzte die Stadträtin. Monteiro war sich nach eigenen Angaben nicht sicher gewesen, ob die landeseigene Agentur BerlinPartner beim Eigenmarketing immer alle Lichtenberger Potenziale hundertprozentig im Blick habe. Die Agentur hatte zuvor zwar eine ähnliche Einladung an die Bike-Company gesendet, in der aber hatte Lichtenberg keine Erwähnung gefunden. „Deshalb bin ich einfach mal selbst aktiv geworden“, verriet die Stadträtin auf Anfrage des Berliner Abendblattes.

Keine Strategie

Eine ganz aktuelle Entscheidung des Rates der Bürgermeister hilft Monteiro bei solchen Vorhaben auch in Zukunft. Ganz aktuell ist der Beschluss, keine weiteren Gewerbeflächen zugunsten von Wohnungen oder sozialer Infrastruktur aufzugeben. „Ich begrüße diese Entscheidung, da auch in Lichtenberg die Potenziale an Gewerbeflächen stark unter Druck geraten sind“, nahm Monteiro zu dieser Entscheidung Stellung. In den vergangenen zwanzig Jahren seien dem Bezirk Gewerbeflächen im Umfang von rund 332 Fußballfeldern verloren gegangen, weil es keine Strategie und keinen Konsens über deren Sicherung gab.

 

Verfolgen verschiedene Interessen: Kunstsammler Axel Haubrok und Stadträtin Birgit Monteiro

Die jüngste Entscheidung sei nun auch entscheidend für das weitere Vorgehen im Gewerbegebiet Herzbergstraße. Hier hatte es Interessenkonflikte gegeben. Kunstsammler Haubrok betreibt hier ein Kunstdepot in den Gebäuden der ehemaligen SED-Fahrbereitschaft, die er um eine Kunsthalle mit Galerie ergänzen möchte. „In diesem Gebiet ist die Errichtung einer solchen Kunsthalle nicht genehmigungsfähig. Das Produzieren von Kunst ist aber weiterhin sehr willkommen“, begründet Monteiro die Absage aus dem Stadtentwicklungsamt. Mit diesem konsequenten Handeln schütze man viele andere Gewerbe vor Ort. Die Bestimmung solle auch klarstellen, dass es sich nicht lohne, Gewerbeflächen und -gebäude spekulativ stehen zu lassen. Diese bereits seit Jahrzehnten feststehende und jetzt nur bestätigte Festlegung erhöhe schließlich die Chance kleiner Handwerksbetriebe, hier endlich Gewerbeflächen zu angemessenen Preisen mieten zu können.

Absage erwartet

Dass ein Angebot an attraktiven Gewerbeflächen allein keine Standortwahl entscheidet, beweist Harley Davidson indes mit der Absage an Berlin. „Das Headquarter in Milwaukee setzt wohl eher auf den Ausbau der bereits vorhandenen Niederlassungen.“, so ein Sprecher der deutschen Dependance. In Brasilien, Indien und neuerdings auch in Thailand betreiben die Motorradproduzenten bereits ihre internationalen Produktionsstätten, die dafür in Frage kämen. Länder, die vermuten lassen, dass auch die Höhe der Lohnkosten bei der Standortwahl für Harley Davidson eine gewisse Rolle spielen. Voraussetzungen, bei denen auch die deutschen Mitbewerber aus Düsseldorf und Bochum das Nachsehen gehabt haben.

Datum: 9. August 2018, Text: Stefan Bartylla, Titelbild: Harley Davidson Deutschland, Bild: Stefan Bartylla