Stadtrat will mit Bußgeldern ein Zeichen gegen Drückeberger setzen.

Sie lungern lieber biertrinkend in Einkaufszentren und Spielhallen rum, oder hängen mit Kumpels vor dem Computer ab. Alles ist cooler, als die Schulbank zu drücken. Und die Zahl der Schulschwänzer in Berlin steigt dramatisch. Sie nennen die verschiedensten Motive: Angst vor Mobbing, mangelnde Unterstützung zu Hause, aber auch Resignation. „Ich habe sowieso keine Chance, am Ende bleibt mir ja doch nur Hartz IV.“ So wird aus der Jugend von heute in vielen Fällen die Generation Hoffnungslosigkeit.

Erschütternde Zahlen

Deshalb wollte der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrink vom Senat wissen, wie viel Schüler in Berlin tatsächlich den Unterricht schwänzen. Die aktuelle Antwort der zuständigen Senatsverwaltung ist erschütternd: Im ersten Schulhalbjahr 2015/16 blieben 17,79 Prozent der Schüler bis zu zehn Tagen der Schule fern. Im zweiten Halbjahr stieg diese Zahl auf 20,84 Prozent. Das heißt: Jeder fünfte Berliner Schulkinder drückt sich vor der Schule.

Schulpflicht hat Priorität

In Tempelhof-Schöneberg hat sich die Anzahl der Schulversäumnisanzeigen vom Schuljahr 2013/ 2014 zum Schuljahr 2015/ 2016 von 278 auf 751 erhöht. „Ursache hierfür ist unter anderem auch die überarbeitete Schulbesuchspflicht“, sagt Schulstadtrat Oliver Schworck (SPD). Es sei jedoch darauf hinzuweisen, dass die Anzahl der Schulversäumnisanzeigen nicht mit der Anzahl der betroffenen Schüler übereinstimmt. Nahezu jedes Schulversäumnis werde zur Anzeige gebracht. „Die Schulen räumen den Thema Schulpflicht eine erhöhte Priorität ein“, sagt Schworck. Nach dem Schulgesetz sind Eltern dazu verpflichtet, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Sie müssen auch eingreifen, wenn ihre Kinder sich weigern, am Schulunterricht teilzunehmen.

Geldstrafen einsetzen

„Eltern, die Interesse daran zeigen, dass ihr Kind wieder die Schule besucht und die mit den Lehrern zusammenarbeiten, müssen keine Sanktionen befürchten. Der Bezirk ist daher bestrebt, Informationen über die Ursachen des Schulschwänzens zusammenzutragen“, sagt Schworck. Da die Anzahl der Schulversäumnisanzeigen auch in Tempelhof-Schöneberg stetig zunehme und mehr Schüler regelmäßig dem Unterricht fernblieben, werde der Bezirk verstärkt Bußgeldbescheide einsetzen, um ein deutliches Zeichen gegen das „Schulschwänzen“ zu setzen, kündigt Schworck an. Das kann mit bis zu 2.500 Euro recht teuer werden. „Schuldistantes Verhalten muss so früh wie möglich begegnet werden, sensibel und konsequent. Das bedeutet, hinsehen und handeln – nur so lassen sich Schüler zurückgewinnen“, erklärt Schulsenatorin Sandra Scheeres.

Anke Walter / Sara Klinke, Bild: Archiv/Anne Langert