Der Bezirk wächst, doch der öffentliche Dienst hinkt hinterher.

Früher gab es in Treptow-Köpenick sechs Standorte des Bürgeramtes – heute sind es nur noch zwei: im Rathaus Köpenick und im Michael-Brückner-Haus am S-Bahnhof Schöneweide. „Das ist schon eine arge Verdichtung“, sagt André Schubert (Die Linke), Vorsitzender des Ausschusses für Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten in der Bezirksverordnetenversammlung. „Hut ab vor den Mitarbeitern, die übers Maß hinaus arbeiten – doch so kann das auf Dauer nicht funktionieren.“ Da reichten auch die sechs zusätzlichen Stellen nicht, die Treptow-Köpenick zum Jahresbeginn für die Aufstockung seiner Bürgerämter aus dem Senatsfonds bekommen hat. Denn dem gegenüber steht der Auftrag an den Bezirk, 310 seiner Verwaltungsstellen einzusparen; die Hälfte dieser Auflage sei bereits erbracht. „Ein Fünftel des Personals“, klagt Schubert. „Wie, bitte schön, soll man mit weniger Personal die wachsenden Aufgaben erfüllen?!“

Boomende Stadt

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Auf den Fluren ist Geduld gefragt

Mit derzeit 253.000 Einwohnern ist Treptow-Köpenick – nach Spandau – der Bezirk mit der geringsten Einwohnerzahl. Doch das wird nicht so bleiben: Seine Wasser- und Waldlagen locken zunehmend mehr Menschen an, die hier wohnen und leben wollen. Schon bis 2020 wird mit 267.000 gerechnet; bis 2030 mit 273.000. Zuwachs also in der Größe einer Kleinstadt. Fakt ist: Treptow-Köpenick wächst mit der Metropole Berlin, deren Einwohnerzahl unablässig auf die vier Millionen marschiert. Doch eine derart boomende Millionenstadt wird zunehmend handlungsunfähig, wenn ihre Ämter nicht mitwachsen, sagen Kritiker. Einerseits gibt es gesetzliche Fristen für die Anmeldung eines Wohnsitzes oder für Ausweise, andererseits müssen Betroffene meist wochenlang auf einen Termin warten. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sagt, dass die Beschäftigtenzahl in den Bürgerämtern von gegenwärtig 26 auf bis zum August auf 34 steigen werde. „Mit stündlich 5,7 Kunden pro Mitarbeiter liegen wir im geforderten Limit; einen Rückstau unerledigter Anliegen gibt es derzeit nicht“, erklärt er. Eine wesentliche Erhöhung der Kundenzahl werde erst nach fachlicher Einarbeitung der neuen Kräfte möglich – und dies dauere etwa drei, vier Monate. Die Online-Terminvergaben oder per Telefon wochenlang im Voraus seien grundsätzlich ausgebucht, so Igel. Wie auch in anderen Bezirken wirbeln häufige Absagen das System immer wieder durcheinander. Berlinweit betrifft dies rund ein Fünftel der online vereinbarten Termine.

Jürgen Zweigert / Bild: imago/M. Prager / Archivbild: Stefan Bartylla