Bei den Wahlen 2016 und 2017 hat die CDU im Bezirk bis zu zehn Prozent eingebüßt. Wie wollen Sie die Partei zu neuer Stärke führen?
Wir tragen die Themen, die uns bewegen, an die Menschen heran. Die CDU muss sich aber auch der Tatsache stellen, dass Berlin internationaler geworden ist. Die Reinickendorfer sind zu 57 Prozent „Ur-Berliner“. Das ist berlinweit der höchste Wert. In anderen Bezirken liegt der Anteil aber deutlich unter 50 Prozent. Auf diese Vielfalt müssen wir uns einstellen, um neue Wählerschichten zu erreichen. Wir sind für soziale Gerechtigkeit, fordern aber auch einen starken Staat, der sicherstellt, dass wir auch nachts gefahrlos mit S-und U-Bahn fahren können. Das trauen sich viele nicht mehr. Wir leben in einer internationalen Stadt, aber ein Sicherheitsbedürfnis ist keine Frage der Nationalität. Wir müssen uns dieser Wünsche annehmen. Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen. Da hat die CDU als Mannschaft in der Vergangenheit viel erreicht.
Welche Rolle sehen Sie für sich bei der Bundestagswahl 2021?
Ich werde dazu beitragen, dass die CDU in Reinickendorf ein möglichst gutes Ergebnis bekommt. Als Bezirksbürgermeister habe ich noch viel vor.
Eine Kandidatur für den Bundestag ist für Sie kein Thema?
Diese Frage stellt sich nicht. Ich bin hier überzeugend zum Bezirksbürgermeister wiedergewählt worden. Meine Amtszeit währt noch gut zweieinhalb Jahre. Und die werde ich tatkräftig gestalten.
Wann wird entschieden, wer kandidiert?
Wahrscheinlich im Herbst 2020.
Könnte es sein, dass die Entscheidungsfindung ebenso turbulent verläuft wie die jüngste Wahl des Kreisvorstandes und der Delegierten für den Landesparteitag?
Nein. Bei der Wahl zum Kreisvorstand gab es keine Turbulenzen. Ich wurde mit 83 Prozent gewählt, meine Stellvertreter haben zwischen 81 und 83 Prozent bekommen, die Schriftführerin 89 Prozent. Bei anderen Wahlgängen waren es 63 Prozent. Das war ein völlig normales Verfahren. Alle Wahlen sind aus meiner Sicht ordnungsgemäß abgelaufen.
Was treibt Sie nach zehn Jahren als Bezirksbürgermeister noch an? Was wollen Sie bewegen?
Vieles hängt mit der Landespolitik zusammen. Trotzdem wollen wir in Reinickendorf auch eigene Wege gehen. Wir möchten die Grundstrukturen erhalten, die den Bezirk so lebenswert machen. Etwa Parks und Grünanlagen, aber auch Kleingärten. Wir wollen Bauflächen moderat entwickeln, den Reinickendorfern attraktive und moderne Einkaufsmöglichkeiten bieten sowie Sport-, Jugend- und Senioreneinrichtungen auf hohem Niveau erhalten. Den Bevölkerungszuwachs in Berlin zu strukturieren und zu kanalisieren, ist für jedes Bezirksamt eine gewaltige Aufgabe. Daran in Reinickendorf mitzuarbeiten, ist für einen, der hier geboren wurde, superspannend. Ich will, dass die U-Bahn bis ins Märkische Viertel fährt – und einen Zehn-Minuten-Takt für die S-Bahn nach Heiligensee.
Datum: 26. März 2019. Text und Foto: Nils Michaelis