Zu wenig Feuerwehrleute müssen zu immer mehr Einsätzen ausrücken. Die Situation der Berliner Feuerwehr ist immer noch brandgefährlich.
Es ist genau 15 Monate her, dass die Berliner Feuerwehr mit Mahnwachen auf Personalnotstand und Technologiestau auf sich aufmerksam machte.
Faire Arbeitsbedingungen, zahlenmäßige Verstärkung der Belegschaft sowie ein Ende der katastrophalen baulichen und technischen Zustände stand auf dem Forderungszettel der Feuerwehrmänner dabei ganz oben.
Wenngleich sich die Medienpräsenz der #berlinbrennt-Proteste in den vergangenen Monaten deutlich abschwächte, ist die Situation der Berliner Feuerwehren noch immer brandgefährlich:
Fast alle Feuerwachen sind chronisch unterbesetzt. Statt einer Soll-Belegung mit 1.038 Kräften stehen den Berliner Feuerwachen nur 866 Personen zur Verfügung.
Alarmierende Engpässe.
Großeinsätze wie der Brand im Lichtenberger Dong Xuan Center vor einigen Tagen offenbaren, dass solche Unterbesetzungen verheerende Folgen haben können.
Als die Flammen in der rund 5.000 Quadratmeter großen Lagerhalle hochschlugen, war das ein Feuerkampf mit besonderer Herausforderung. „Die Löscharbeiten dauerten mehr als 25 Stunden“, heißt es im Einsatzbericht der Feuerwehr.
Auf dem Höhepunkt des Brandes seien 140 Kräfte zeitgleich im Einsatz gewesen. Insgesamt hätten sich 250 Kräfte der Berufsfeuerwehr und 70 Kollegen der Freiwilligen Feuerwehren an den Löschmaßnahmen beteiligt.
Schrumpfende Zahlen
Zusätzlich seien weitere 130 ehrenamtliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren alarmiert worden, um den Grundschutz des Stadtgebiets abzusichern.
Jeder dritte Kollegen der Berliner Berufsfeuerwehr war beim Einsatz in Lichtenberg gebunden – und das bei dem Brand einer einzigen, wenn auch großen Lagerhalle.
866 Berufsfeuerwehrleute arbeiten derzeit in den landeseigenen Feuerwachen. Während Berlin in den vergangenen Jahren Hunderttausende Bewohner und Tausende von Wohnhäusern, Geschäftsgebäuden, Straßen und sogar ganze Ortsteile dazu bekommen hat, schrumpfte die Zahl der professionellen Feuerbekämpfer stetig.
Und obwohl alle 67 Sekunden ein Feuerwehreinsatz gefahren wird, wurde 2017 erstmals die 1.000er Grenze in der Personalstärke unterschritten.
Und selbst diese Zahl sank 2018 noch einmal um rund zehn Prozent: Pro Zwölf-Stunden-Schicht sind derzeit gerade einmal 400 Kollegen einsatzbereit.
Freiwillige Feuerwehren als Hilfe.
Gewissermaßen als Helfer der Helfer stehen den Berufskollegen immerhin noch die 1.400 Freiwillige Feuerwehrfrauen und -männer zur Seite.
In den ländlich geprägten Stadtteilen am Rande Berlins bewältigen diese alle Einsätze selbstständig. In der Innenstadt sollen sie zudem die Berufskollegen bei besonderen Anlässen, Ausnahmezuständen und besonders großen Einsätzen unterstützen.
Doch selbst diese freiwilligen Helfer plagt der Personal- und Techniknotstand.
Aktuelle Soforthilfe
Beispiel Lichtenberg: Alle fünf Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk befinden sich mittlerweile in einem jämmerlichen Zustand und erst nach langwierigen Diskussionen konnten Mittel in Höhe von 500.000 Euro für dringend notwendige Sanierungen beim Senat für eine Wache in Wartenberg akquiriert werden.
Eine Sofortfinanzhilfe von 100 Millionen Euro und jährlich 350 Neueinstellungen fordert der FDP-Abgeordnete Sebastian Czaja.
Immerhin gewährte der Senat für den aktuellen Haushalt eine Aufstockung um 294 Stellen im feuerwehr-technischen Dienst. Damit wäre man dann wieder beim Personalstand aus dem Jahr 2015. Damals hatte Berlin allerdings auch rund 200.000 Einwohner weniger.Dat
Text: Stefan Bartylla, Bild: iStock_Getty Images Plus_Keikona