Wie Berliner Vereine mit Einfallsreichtum und Kreativität den Corona-Alltag meistern und gestalten.
Unser Alltag ist seit März ein anderer – auch im Profisport. Wo bei vielen das Wochenende etwa für Bundesliga-Spieltage verplant war, herrscht nun Leere im Kalender. Doch unsere Lieblingsathleten sorgen weiterhin für Unterhaltung. Der DFL zum Beispiel hat die „Bundesliga Home Challenge“ ausgetragen. Hier waren Clubs aus der Ersten und Zweiten Liga virtuell über die Fußball-Simulation FIFA 20 gegeneinander angetreten, zum Beispiel der 1. FC Union Berlin gegen Hertha BSC. Wir zeigen, welche Angebote Vereine außerdem parat halten.
Hertha BSC
Normalerweise treffen sich eingefleischte Fans des Bundesligisten jede Woche pünktlich zum Anstoß ihres Lieblingsvereins, wenn nicht im Stadion, dann in einer der vielen Hertha-Fan-Kneipen. Der „Kugelblitz“ an der Weddinger Liebenwalder Straße ist die wohl bekannteste unter ihnen. Folgerichtig fand hier vor wenigen Wochen das erste virtuelle Anstoßen statt. Über die Plattform „Zoom“ kommen die Herthaner nun regelmäßig zusammen, am Ende des Online-Kneipenbesuchs werden die Teilnehmer dazu aufgerufen, die „Kosten“ für die Getränke an einen PayPal-Pool zu schicken.
Von dort geht das Geld direkt an die jeweiligen Lokalbetreiber. Neben dem „Kugelblitz“ war bereits das „Fränky“ in Wilmersdorf dabei. Initiiert wurde die Aktion zur Rettung der Eckkneipen vom Bündnis „Blau-weißes Stadion“, das sich in Vor-Corona-Zeiten insbesondere für den Bau einer reinen Fußballarena als Heimspielstätte von Hertha BSC einsetzte. „Uns war schnell klar, dass es derzeit um vieles geht – aber ganz gewiss nicht darum, wann und wo ein neues Stadion errichtet wird. Trotzdem wollten wir helfen und haben uns überlegt, was wir machen können, um Herthaner zu unterstützen“, erzählt Steven Redetzki von der Initiative. Und die Aktion ist ein voller Erfolg. „Insgesamt kamen über 2.000 Euro am ersten Online-Fußball-Nachmittag zusammen, das hätten wir so niemals erwartet“, bilanziert er.
1. FC Union
Buntstifte zücken: Seit Mitte März bietet der Verein auf seiner Website Malvorlagen mit unterschiedlichen Union-Motiven zum Herunterladen, „um keine Langeweile aufkommen zu lassen und damit die Sehnsucht nach Union nicht zu groß wird“, so die Ankündigung. Über den Online-Shop sammelt der 1. FC Union außerdem Spenden in Form von virtuellen Bratwürsten und anderen Leckereien aus dem Stadion, die für je 2,50 Euro erworben werden können. Über den Kanal „Fernsehen aus der alten Försterei“ (AFTV) laufen unter dem Banner „Warten auf Union“ zudem zahlreiche Videos rund um Sport und Fußball. So gibt es beispielsweise eine virtuelle Stadionführung durch die Alte Försterei. Dazu wurden bereits mehrere Folgen mit den Namen „Heimatkunde“ ausgespielt. Auch Tipps zum aktuellen Lauftrend oder Union-Yoga werden per Video festgehalten.
Füchse Berlin
Die Füchse Berlin setzen ebenfalls auf sinnvolle Zerstreuung in Corona-Zeiten. In einem neuen Videoformat kochen Füchse-Maskottchen „Fuchsi“ und Koch Matthias Retzky von „Culpepper“, dem Cateringpartner der Handballer, gesunde und vor allem leckere Rezepte nach. Das soll die Langeweile vertreiben und Familien zum gemeinsamen Kochen animieren. Zu sehen sind die Koch-Shows auf dem Facebook-Kanal der Füchse.
Alba Berlin
Mit seiner täglichen Sportstunde bringt Alba Berlin Bewegung in die heimischen Wände und zeigt auf YouTube regelmäßig Sportvideos, die Kinder und Jugendlichen einen Anreiz geben sollen, den Alltag aktiv zu gestalten. Die Einheiten sind nach Altersklassen in drei Stufen gegliedert: für Kinder im Kitaalter, Grundschüler und Oberschüler. Zum sportlichen Aspekt will der Verein außerdem spielerisch Wissen vermitteln. „Es werden Bewegungstipps von Albas Fitness-Experten und Yoga-Trainern gezeigt, bei denen die Kinder zu Hause mitmachen können. Alba-Jugendtrainer stellen Sport- und Basketballwissen vor und verbinden dieses mit Aufgaben aus anderen Schulfächern wie Bio, Mathe oder Musik“, beschreibt der Verein die Aktion.
Berlin läuft
Ungewohnt ist die Situation auch für die vielen Laufbegeisterten, deren Saison dieser Tage gestartet wäre. Der Verein „Berlin läuft“ möchte in Zeiten abgesagter Marathons zumindest für etwas Gemeinschaft sorgen. „Da wir unsere Laufveranstaltungen aktuell nicht gemeinsam durchführen dürfen, haben wir eine Möglichkeit geschaffen, dies virtuell zu tun“, heißt es vom Verein. Auf einer digitalen Plattform können Sportler die verschobenen Veranstaltungen einzeln laufen und für alle sichtbar auf dem Portal hochladen. Jede virtuelle Medaille, die sie nach einer abgeschlossenen Herausforderung erhalten, kann dann einer beliebigen Person aus dem Gesundheitswesen überreicht werden – als Zeichen der Solidarität.
Datum: 24. April 2020, Text: Lisa Gratzke und Katja Reichgardt, Bilder: imago images/Klaus Martin Höfer, www.fc-union-berlin.de