Digitalisierung: Erstes deutsches Internet-Institut eröffnet.
Die Bundesregierung plädiert seit Jahren für ein Vorantreiben der Digitalisierung. Angekommen sind Industrie 4.0 und Datenschutz aber bisher noch nicht überall. Das Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft möchte das ändern und ein Stück Silicon Valley in die Hauptstadt bringen. Als Standort wählte das Internet-Institut die Hardenbergstraße. Weitere Städte, darunter München, Bochum, Hannover und Karlsruhe gingen ebenfalls ins Rennen um das digitale Leuchtturmprojekt. Dafür dass die Entscheidung auf Berlin fiel, sorgte das Konsortium aus dem Wissenschaftszentrum für Sozialforschung, vier Berliner Universitäten, zwei Fraunhofer-Instituten und der Uni Potsdam.
In den ersten fünf Jahren wird das Projekt vom Forschungsministerium mit rund 50 Millionen Euro, von der Stadt Berlin mit weiteren fünf Millionen Euro unterstützt. 160 Mitarbeiter aus allen Teilen der Welt untersuchen dann die Auswirkungen von sozialen Medien und der digitalen Selbstdarstellung auf die Lebenszufriedenheit, neue Wege, um auch ältere Menschen in soziale Netzwerke zu holen und die Neuerungen einer digitalen Arbeitswelt. Auch die digitale Integration soll hier behandelt werden.
Hann Krasnova, Professorin an der Universität Potsdam, sieht darin einen wichtigen Aspekt Flüchtlinge in die Gesellschaft einzugliedern: „Ich sehe bei mir in Lichtenberg, dass die dort lebenden Geflüchteten alle am Smartphone sind. Wir wollen uns nun fragen: Wie kann man sie im Netz erreichen und so ins Gesellschaftsleben einbeziehen.“ Auch Datenschutz und die Rolle des Internets beim Wahlkampf und Fake-News sollen Themen des Internet-Instituts sein. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller nannte die Gründung des Instituts einen weiteren und „wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur führenden Metropole in der Digitalisierungsforschung“.
Benannt wurde der Wissenschaftsstandort unweit der Universität der Künste übrigens nach dem US-amerikanischen Digital-Pionier Joseph Weizenbaum, der 1921 in Berlin geboren wurde und 1936 mit seiner Familie in die USA floh. Er war zeitlebens Kritiker des sorglosen Umgangs mit der IT-Technik.
(red)