Wegen neuer rechtlicher Vorgaben wird die Karl-Marx-Straße später fertig.
Um das multikulturelle Zentrum des Bezirks attraktiver, die Verkehrsbedingungen besser und den Kiez lebenswerter zu machen, befindet sich Neuköllns Hauptschlagader, die Karl-Marx-Straße, im absoluten Umbaumodus. Das Mammutprojekt gehört zu den größten und langwierigsten Baustellen in Neukölln. Seit 2010 werden hier auf einer Gesamtlänge von zwei Kilometern der U-Bahn-Tunnel und sämtliche Leitungen saniert. Im Anschluss wird die Straße neu gebaut. Seit Beginn des ersten Bauabschnitts wurden bereits 1,3 Kilometer abgeschlossen. Das teilt das Bezirksamt mit. Leider könne der anvisierte Zeitplan jedoch nicht eingehalten werden. Die Fertigstellung der Karl-Marx-Straße verzögert sich.
Neue Vorgaben
Verantwortlich dafür sind neue Vorgaben seitens der Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin (SBB). Diese aktualisierte Ende vergangenen Jahres die Regeln für die Entsorgung teerhaltiger Dachpappenabfälle. Danach muss also vor der Anlieferung des Abfalls bei einem Entsorgungsunternehmen zweifelsfrei nachgewiesen sein, dass die Pappe asbestfaserfrei ist. Darüber hinaus wurden die Prüfmethoden zur Analyse verschärft. Das Abbruchmaterial muss seitdem komplett auf der Baustelle verbleiben, bis sämtliche Laborergebnisse vorliegen. Dabei handelt es sich um die auf dem U-Bahn-Tunnel verbauten Materialien aus dem Jahr 1925.
Der längere Verbleib des Abbruchmaterials an der Baustelle führe zu erheblichen logistischen Herausforderungen. Auf den aus Rücksicht auf Anlieger und Verkehr ohnehin jeweils sehr kleinen Flächen der Baustelle muss die Pappe oft umgelagert werden, um einen Fortschritt der eigentlichen Bauarbeiten überhaupt zu ermöglichen. Dadurch verzögert sich naturgemäß die Fertigstellung.
Fahrplan angepasst
Der aktuelle Bauabschnitt bis zur Erkstraße wird voraussichtlich im Frühsommer 2020 abgeschlossen sein. Im Anschluss wird der letzte Abschnitt bis zur Weichselstraße in Angriff genommen. Dieser wird spätestens 2024 abgeschlossen sein.
Die Baustelle soll trotz der veränderten Rahmenbedingungen so schnell wie möglich fertig werden. Im Rahmen der Sitzung des Ausschusses für Verkehr, Tiefbau und Ordnungsangelegenheiten am 6. August wurden die Bezirksverordneten darüber informiert, dass der Terminplan unter den neuen Bedingungen zur Abfallentsorgung nicht eingehalten werden kann. Der zukünftige Zeitplan ist abhängig von der laufenden Umplanung des Bauablaufs, der unter Abwägung der finanziellen, zeitlichen und räumlichen Ressourcen abgestimmt werden muss mit dem Ziel, die Straße so früh wie möglich fertigzustellen.
Mit dem Umbau der Karl-Marx-Straße wird die Aufenthaltsqualität erhöht und Verkehrssicherheit verbessert. Dazu werden die Gehwege soweit wie möglich verbreitert und mehr Komfort und Aufenthaltsflächen für Passanten geschaffen. Ein Schwerpunkt ist darüber hinaus die durchgängige Einrichtung eines Radfahrstreifens auf der Karl-Marx-Straße.
Weitere Akteure
Neben der BVG sind an der Baustelle unter anderem die Deutsche Telekom, die Berliner Wasserbetriebe, Vattenfall/Stromnetz Berlin sowie die Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg beteiligt, die nach und nach ihre jeweiligen Leitungen umverlegen und sanieren. Nach Abschluss der Tunnel- und Netzarbeiten werden durch das Bezirksamt die Gehwege und Straße neu gebaut.
Datum: 18. August 2019, Text: red, Bild: Stefan Bartylla