Parkplätze sind Mangelware in der Sophienstraße in Mitte – Leihräder nicht. Etliche Sharing-Bikes versperren die ohnehin schon schmalen Gehwege. Seit wenigen Tagen kümmert sich ein unbekannter Jogger um das Problem und stapelt die Räder allnächtlich zu einem Haufen.

Die Sophienstraße in der Spandauer Vorstadt ist mit ihren Zugängen zu den Hackeschen Höfen, den Sophiensälen und den Sophie-Gips-Höfen ein hübscher und gängiger Programmpunkt in jedem kulturell gut bestücktem Berliner Tourismusprogramm. Vor Corona tummelten sich hier Menschen aus aller Welt auf der Suche nach Nightlife, Kino, Varieté, Kunst und gepflegter Gastronomie. Aufgrund der beengten Parkplatzsituation kommen nur wenige Menschen mit dem eigenen Auto hierher – die Stellplätze sind sehr rar und reichen kaum für die Autos der Nachbarn aus. Sharing-Bikes und Elektrotretroller sind indes in der Gegend besonders beliebt. Stellplätze für diese kleinen Fahrzeuge finden sich immer – auch auf den Gehwegen der engen Straßen. 

Penible Parkplatz-Kontrolleure

Beamte des Ordnungsamtes patrouillieren in der Spandauer Vorstadt sehr oft, um Parkplatzsünden aufzudecken. „Pro Tag läuft mindestens drei Mal ein Tandem von Ordnungshütern hier entlang“, erläutert Axel Porsch, ein Bewohner der Sophienstraße. Zum Knöllchenstecken hätten die Beamten immer Zeit. „Wenn ich sie auf andere Dinge aufmerksam mache, zum Beispiel fehlende Pflastersteine, den vermüllten Park in der Gipsstraße oder das Problem mit den Mieträdern, bekomme ich regelmäßig abweisende Antworten. Da würden  ihnen die Zuständigkeiten fehlen, sagen sie mir“, erklärt Porsch, der seit über 25 Jahren hier wohnt. Fast alle Straßen und Bürgersteige seien besonders schmal.

Nachbar Axel Porsch vor dem Stapel mit den Leihrädern in der Sophienstraße.

Gerade mal sechs Meter breit sind die Fahrbahnen und die Gehwege messen mitunter nur 1,80 Meter Breite. “Für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagenschieber zählt da jeder Zentimeter um durchzukommen“, erklärt Porsch. Wenn nun noch einige der zahlreichen Leihräder und -roller auf den Wegen stehen, sei oft gar kein Durchkommen mehr möglich. „Wenn sie dazu auch noch quer auf dem Bürgersteig geparkt sind, ärgert das doch jeden.“

 

 

Rache an den Leihrädern

Offensichtlich ist der Nachbar aus der Sophienstraße aber nicht der einzige Anwohner, dem diese Situation missfällt. Während oft auch mal ein Rad umgestoßen wurde, gäbe es seit der vergangenen Woche eine ganz neue Qualität an Leihräderprotest zu beobachten. „In der Nacht oder in den frühen Morgenstunden gibt es hier jemanden, der sämtliche Roller und Räder von den Gehwegen hebt und sie zentral und fast sorgfältig in eine der wenigen Parklücken auf der Sophienstraße stapelt“, so Porsch. An gleich mehreren Tagen hintereinander sei so ein „Rachehaufen“ an Leihrädern penibel zusammengestapelt worden. Den „Täter“, ein Jogger in schwarzem Outfit habe man schon beim Stapeln beobachten und sogar fotografieren können.

Den Zuspruch der Nachbarn in der Sophienstraße hat der schwarz gekleidete Mann schon gewonnen. Jetzt könnte sich nämlich das Leihräderproblem auf den Bürgersteigen endlich zu einer Parkplatzsünde gestalten, um die sich das Ordnungsamt kümmern muss. Die vom Leihradstapel betroffenen Sharing-Anbieter Lime, Voi, und Nextbike sowie Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (B90/ Die Grünen) hat Axel Porsch um eine Stellungnahme per Mail gebeten. Er will wissen, wie es weitergeht auf den Gehwegen und in den Parklücken an der Sophienstraße.

Datum 13.April 2021, Text: Stefan Bartylla, Bild: privat