Neue Ausstellung im Neuen Museum bis April 2020: „Berlins größte Grabung. Forschungsareal Biesdorf“
Es ist eines der bedeutendsten Projekte, die die Archäologen der Freien Universität in den Jahren 1999 bis 2014 in Biesdorf durchführen konnten. „22 Hektar groß war das Areal, das damals mit Wohnhäusern bebaut werden sollte.
Ein riesiges Gelände mit einzigartigen Funden, wie sich später herausstellen sollte“, berichtet Dr. Anne Sklebitz, die Archäologin, die die Ausstellung zu diesen Grabungen im Neuen Museum kuratiert. „Die Schau ist eine Reise, die durch die hiesige Siedlungsgeschichte führt, die bis zu 10.000 Jahre zurückliegt“, erklärt die Wissenschaftlerin. Biesdorf war seinerzeit als Projektgelände ausgewählt worden, weil schon frühere Funde im Gebiet entlang der Wuhle auf ein für Archäologen ertragreiches Forschungsgelände hinwiesen.
Das belegt auch eine Übersichtskarte gleich zu Beginn der Ausstellung, die hunderte von Fundstellen im gesamten Biesdorfer Areal zeigt. Viele rote Punkte weisen auf frühere Feuerstellen hin, an anderen vielen blauen Punkten hatten die Archäologen Reste von Brunnenanlagen gefunden.
Lange Zeitreise.
Die Stücke der aktuellen Ausstellung reichen von der schamanischen Geweihmaske aus der Zeit um 8.000 Jahre vor Christus über eine römische Goldmünze aus der Zeit römischer Besatzung in Germanien bis zu mittelalterlichen Kleiderspangen und Anstecknadeln der Jungen Pio
niere aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein echtes Kleinod unter allen Ausstellungsstücken ist dabei natürlich die Schamanenmaske, die auf den ersten Blick wie die Trophäe eines Rotwildjägers anmutet.
„Bei genauerer Betrachtung entdeckt man schließlich die aufwendige Bearbeitung des Geweihs. Wir haben einen Handwerker eine entsprechende Replik anfertigen lassen, die auch in der Ausstellung aufgesetzt werden kann“, berichtet Anne Sklebitz. Über 50 Arbeitsstunden habe es gebraucht, um das Geweih des Rothirsches mit den zeitgenössischen Feuersteinwerkzeugen auf ein Gewicht von etwa einem Kilo zu reduzieren. „Der Schamane hat diese Maske damals wahrscheinlich über einer Fellmütze getragen“, erläutert Sklebitz.
Doch die Maske selbst ist nur eines von vielen beeindruckenden Zeitzeugnissen aus längst vergangenen Tagen, die die Wissenschaftler in dem 15 Jahre dauernden Forschungsprojekt entdeckten.
Viele Zeugnisse.
Die vor wenigen Tagen im Neuen Museum eröffnete Sonderausstellung zeigt zudem nicht nur die Funde, sondern
macht erlebbar, wie die Forscher an deren Bergung gearbeitet haben. Ein Schwerpunkt der Sonderausstellung liegt deshalb auch auf den Rekonstruktionstechniken, die an den archäologischer Funden angewandt wurden und die die Biesdorfer Lebenswelt von 7.000 v. Chr. bis heute rekonstruieren.
Mitmachen erwünscht. Interaktive Stationen laden auch Kinder dazu ein, mitzumachen und auf Entdeckungsreise zu gehen, um nicht zuletzt auch die Forschungstätigkeiten selbst besser verstehen zu können. Archäologie-Studenten der Freien Universität Berlin (FU) werden regelmäßig kleinere Ausgrabungen innerhalb der Sonderausstellung vorführen. Immer donnerstags und freitags in der Zeit von jeweils 14 bis 17 Uhr stehen di Fachleute für Fragen zur Verfügung. Hierfür wurde ein eigener Bereich eingerichtet, in dem sie eine sogenannte Blockbergung freilegen. Dabei handelt es sich um archäologische Objekte, die in einem Block aus Erde geborgen wurden, damit ihre Ausgrabung später im Labor detaillierter dokumentiert werden kann, als das unter freiem Himmel möglich ist. Die nächste Kuratorenführung mit Anne Sklebitz findet am 16. Oktober, ab 16 Uhr, im Neuen Museum statt.
Sonderausstellung „Berlins größte Grabung. Forschungsareal Biesdorf“,
Neues Museum, Bodestraße 1-3
(hinter der Alten Nationalgalerie)
Link zur Ausstellung
Datum 11. Oktober 2019, Fotos und Text strefan Bartylla