Berlin kauft Haus der Statistik/Initiative hofft auf modernes Nutzungskonzept.

Es wirkt wie ein Fremdkörper inmitten der Shoppingmalls, Touristenmassen und Restaurants, die den Alexanderplatz zum Anziehungspunkt machen. Seit 2008 steht das Haus der Statistik an der Otto-Braun-Straße leer. Erbaut wurde es bereits Ende der 60er-Jahre und diente anschließend unter anderem Abteilungen des Ministeriums für Staatssicherheit als Standort. Im Erdgeschoss lockten die Kneipen „Jagdklause“ und „Mocca-Eck“ Besucher an und die ansässigen Läden versorgten Kunden mit UdSSR-Spezialitäten. In den letzten Jahren verkam das rund 40.000 Quadratmeter umfassende Gebäude zusehends.

Geisterhaus gesichert

Politische Aktivisten und Graffiti-Künstler nutzten die freie Fassade für Botschaften aller Art, eine Vielzahl der Fensterscheiben wurde eingeschlagen oder anderweitig zerstört. Die Initiative Haus der Statistik kritisierte den Verfall des geschichtsträchtigen Gebäudes schon seit einiger Zeit und fordert das „Gebäudeensemble kosteneffektiv in gemeinschaftlichen sozialen Wohnraum für Geflüchtete, Studenten, Senioren u.a. sowie Arbeits- und Begegnungsräume für Kunst, Kultur und Bildung umzuwandeln und dabei sinnvolle Synergien zu erzeugen.“ Das könnte nun Wirklichkeit werden. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, sicherte sich das Land Berlin das „Geisterhaus“.

Neues Bezirksamt?

Die Berliner Immobilienmanagement GmbH BIM gab bekannt den Gebäudekomplex von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Bima übernommen zu haben. Für den Kauf des Plattenbaus hatte die rot-rot-grüne Regierung bereits 60 Millionen Euro bereitgestellt. Etwa 70 Millionen soll die Sanierung kosten. Über den genauen Kaufpreis wurden hingegen keine Angaben gemacht. Neben der Idee das „Zentrum für Geflüchtete – Soziales – Kunst – Kreative“ hier unterzubringen, der sich auch die Bezirksverordnetenversammlung anschloss, möchte der Senat in den freien Räumlichkeiten Platz für das Bezirksamt Mitte sowie die Senatskulturverwaltung schaffen. Unter Einbeziehung der dem Land Berlin bereits gehörenden Fläche bestehe zudem eigentlich auch Potenzial für Wohnungsneubau. Der Fokus liegt aber, glaubt man den Aussagen der Beteiligten auf der Schaffung von Räumen für die Verwaltung auf der einen und soziale Projekte auf der anderen Seite.

Sanierungsbeginn unklar

Florian Schmidt, Sprecher der Initiative, hält das Nebeneinander von Politik und Kreativem hier für möglich. Auch im Koalitionsvertrag wurde festgehalten, dass das Haus der Statistik als ein „Ort für Verwaltung sowie Kultur, Bildung, Soziales und Wohnen“ entwickelt werde. Wann es mit den Umbau- und Sanierungsmaßnahmen losgeht, steht noch nicht fest. Da das Gebäude durch die rundum fehlenden Fenster aber nach wie vor stark der Witterung ausgesetzt ist, ist mit einem baldigen Sanierungsbeginn zu rechnen. Ansonsten drohe ein weiterer Verfall der baldigen Büroräume. Ein Termin für die nötigen Umbaumaßnahmen soll in Kürze folgen.

Katja Reichgardt, Bilder: imago/Jürgen Ritter/77927468, imago/Jürgen Ritter77927468, imago/79254259