Die Linke fordert die Umbenennung der TU-Bibliothek.

Die Volkswagen-Bibliothek in der Fasanenstraße ist ein Ort zum Lernen. Hierher verschlägt es die Studenten der Technischen Universität (TU) und die der benachbarten Universität der Künste, wenn sie in Ruhe lernen, lesen oder für eine Hausarbeit recherchieren wollen. Auf den Namen, der in großen Lettern über dem Bibliotheks-Eingang prangt, achten wohl die wenigsten. Doch genau dieser erregt nun die Gemüter. Denn bei dem Sponsoren und Namensgeber der Bib handelt es sich um keinen Geringeren als Volkswagen.

Also der Autokonzern, der in den vergangenen Monaten vor allem durch seine Diesel-Affäre von sich Reden gemacht hat. Auf einen solchen Sponsor können viele Studenten der TU offensichtlich verzichten. Gegen das Lernen unter dem Namen von „Abgasbetrügern“ spricht sich auch die Linksfraktion aus, die unlängst einen Antrag in der BVV unter dem Titel „Keine Ehrung für Abgasbetrüger und die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft“ vorlegte. Vor allem nach der Diesel-Abgasaffäre, so die Begründung der Fraktion, sollte die Zentralbibliothek der TU und der Universität der Künste nicht mehr ihren jetzigen Namen tragen.

Kritischer Name

Ein Ort zum Lernen und Zusammenkommen: Die VW-Bibliothek

Der Name sei für sie aber nicht nur deshalb kritisch: „Es geht nicht nur um den Diesel-Skandal, vielmehr steht die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft einer kritischen und progressiven Forschung häufig entgegen“, so die Begründung. Fraktionschef der BVV-Linken im Bezirk Niklas Schenker bemängelt diese Kooperationen noch bei weiteren Ge-bäuden in Charlottenburg-Wilmersdorf, aber auch im gesamten Berlin. So fordern sie zudem die Umbenennung der Wissmannstraße in Grunewald, die den Namen des umstrittenen Kolonialbeamten Hermann von Wissmann trägt.

Die BVV-Ausschüsse werden nun über erst einmal den jüngst gestellten Antrag beraten. In der breiten Öffentlichkeit stößt der Vorschlag bisher eher auf Unverständnis. Immerhin konnte die Bibliothek 2004 nur durch die Spende von fünf Millionen Euro an die TU Berlin finanziert werden. So war der Bau der Bibliothek schon lange in Planung, nur an der Finanzierung drohte es immer wieder zu scheitern. Nachdem das Land Berlin seine Finanzierungszusage im Jahr 1999 zurückzog, sprang die Technische Universität Berlin selber mit einem Kredit für ihre moderne Bibliothek ein.

Rettender Zuschuss

In der letzten Planungsphase galt es dann ein letztes Finanzierungsloch zu stopfen. Hier kam die Volkswagen AG ins Spiel. Die Universität scheint dann auch weniger Interesse an einer Umbenennung zu haben, sie wolle an dem „Status quo“ zunächst nichts ändern. Für die Studenten der beiden Universitäten rund um den Ernst-Reuter-Platz bedeutet das, dass sie bis auf Weiteres in der „Volkswagen Bibliothek“ für anstehende Klausuren und ihre Hausarbeiten lernen müssen.

Katja Reichgardt, Bilder: imago/Reiner Zensen, imago/Petra Schneider