BVG, Charité und der Senat lassen ab Frühjahr elektrisch betriebene Kleinbusse über den Krankenhaus-Campus fahren – der Clou dabei: Die Fahrzeuge kommen ohne Fahrer aus.

Dieser Rundkurs hat es in sich: Los geht’s am Ein- und Ausgang Hannoversche Straße. Geräuschlos gleitet ein kleiner Bus heran, Fahrgäste steigen aus und ein. Die Türen schließen und schon geht’s weiter Richtung Charité-Platz. Alles wie immer, nur dass dieser Bus ganz ohne Fahrer auskommt: Wer sich ab Frühjahr 2018 übers Charité-Gelände in Mitte kutschieren lassen möchte, wird diese Situation genau so erleben. Denn nach der Testphase ohne Passagiere beginnen im zweiten Quartal die Fahrten der beiden autonom fahrenden Elektrobusse mit Fahrgästen. Was noch wie Zukunftsmusik klingt, wird also bald Wirklichkeit.

Erfahrungen sammeln

Für Dr. Henrik Haenicke, Vorstand Finanzen, Digitalisierung und Vertrieb der BVG, ein ganz normaler Vorgang, sei doch der Berliner Nahverkehr schon immer ein Motor für Innovationen gewesen: Hier fuhren die erste elektrische Straßenbahn der Welt und die erste U-Bahn Deutschlands. „Auch im digitalen Zeitalter ist die BVG am Puls der Zeit. Mit diesem Pilotprojekt sammeln wir Erfahrungen und bauen unsere Kompetenzen aus, um mit neuen Techniken in Zukunft einen noch attraktiveren Nahverkehr für unsere Stadt anzubieten und Berlin damit noch lebenswerter zu machen.“

Ausgiebige Tests

Und um diese Fragen geht’s bei diesem Pilotprojekt namens „Stimulate“: Welche Möglichkeiten können selbstfahrende Minibusse für den zukünftigen Nahverkehr in der Metropole bieten? Wie werden die fahrerlosen Fahrzeuge von den Nutzern angenommen? Nach einem ausgiebigen Techniktest um den Jahreswechsel können ab Frühjahr kommenden Jahres erste Antworten gefunden werden, wenn auf dem Campus Charité Mitte und dem Campus Virchow-Klinikum die vier Busse auf drei Routen mit festen Haltestellen und maximal 20 Stundenkilometern unterwegs sein werden.

Ausschnitt der Charité-Route

Erste Test-Gäste

Kleiner Alltag

Die zwei Charité-Standorte eignen sich besonders gut, da sie mit ihren 270.000 beziehungsweise 138.000 Quadratmetern über eine ausreichend große Testfläche verfügen und vom öffentlichen Straßenland abgegrenzt sind. Mit ihren Gehwegen, Kreuzungen und Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern, Radfahrern sowie Pkw, Lkw und Bussen bilden sie den Berliner Verkehrsalltag nahezu vollständig im Kleinen ab. Darüber hinaus gilt auf dem Klinikgelände die Vorfahrt für alle Kranken- und Rettungswagen, die mit Blaulicht unterwegs sind.

Zukunftsweisender Beitrag

Für die Pilotphase des Projektes hätten sich zwei starke Partner gefunden, stellt Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller, fest: „Die Charité stellt die Straßen- und Ladeinfrastruktur bereit, die BVG ist für den autonomen Betrieb aller Fahrzeuge verantwortlich. Gleichzeitig wird der Einsatz, der im öffentlichen Raum stattfindet, im Rahmen einer Akzeptanzstudie wissenschaftlich begleitet. Das alles ist ein zukunftsweisender Beitrag zum Erreichen unserer umwelt- und klimaschutzpolitischen Ziele. Berlin soll bis 2050 zu einer klimaneutralen Stadt entwickelt werden.“ Berlin wird gemeinsam mit der Charité die Akzeptanz und weitere praktische Aspekte der Nutzung autonom fahrender Busse untersuchen.

Manfred Wolf, Bilder: BVG