Planungen für Michelangelostraße nehmen Gestalt an

Als ob es nicht schon genug zu diskutieren gegeben hätte: Unlängst forderte die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) vom Senat jede Menge Investitionen in die städtische Infrastruktur – inklusive einer Straßenbahntrasse über Am Friedrichshain und derMichelangelostraße, um damit die vielbenutzte Tramlinie M4 zu entlasten. Sollten Senat und BVG darauf eingehen, würde sich das mit Sicherheit auch auf die Entwicklung des Wohnungsbaustandortes Michelangelostraße auswirken. So wurden denn auch sicherheitshalber „die konkreten Belange und Planungen der BVG“ als „aktuell nicht beeinflussbare Faktoren“ benannt, die nicht unerheblichen Einfluss auf den endgültigen stadtplanerischen Entwurf haben.

Entschärfter Konflikt.

Seit 2015 wird um die Zukunft der Michelangelostraße gerungen. Immerhin wollte der Senat hier gut 1.500 Wohnungen bauen lassen – eine Zahl, die bei den Anwohnern auf großen Widerstand stieß. Die erkannten zwar an, dass eine attraktive Stadt wie Berlin nachverdichtet werden muss, forderte aber von der Politik, die Interessen der Bürger nicht aus den Augen zu verlieren.

Eine machbare Nachverdichtung in einer Höhe von 650 Wohnungen sei möglich. Der Bezirk versuchte nun, diesen Konflikt mit einer Plattform zur Bürgerbeteiligung zu entschärfen. Ende April 2015 kam es zum ersten Treffen aller Beteiligten in der Gethsemanekirche, auf dem Baustadtrat Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) erkennen ließ, dass die Anzahl von 1.500 Wohnung verhandelbar sei. Eine Planungswerkstatt wurde eingerichtet, die die Ideen der Anwohnern aufgreifen und in die Planungen mit einfließen lassen sollte.


Entwurfszeichnung der neuen Michelangelostraße

Wichtige Aspekte.

Nach einer weiteren öffentlichen Veranstaltung wurden im Rahmen eines Runden Tisches zu den Themen Lebensqualität, Wohnen, Verkehr-Anbindung-Mobilität, Ökologie-Klima-Freiraum sowie soziale Infrastruktur-Gewerbe diskutiert. Im März führten die Vertreter der Bewohnerschaft, der Wohnungsunternehmen und anderer Gewerbetreibender, der Fachabteilungen von Senat und Bezirk sowie der seinerzeit beauftragten Fachplanungsbüros die Ergebnisse zusammen.

Daraus wurden Ansätze für gemeinsame „Leitlinien“ abgeleitet, die jetzt vorliegen. Eine solche Leitlinie ist beispielsweise: „Wir wollen Raum für Betätigungsmöglichkeiten und gemeinschaftliche Veranstaltungen (zum Beispiel Nachbarschaftszentren, Stadtteilzentrum, Gemeinschaftsflächen und -einrichtungen) mit Senioren-, Familie- und Jugendtreff, Erwachsenenbildung, kulturellen Angeboten, Selbsthilfe und Freiwilligenagentur schaffen.“ Leitlinien wie diese sind wichtige Entscheidungshilfen für den weiteren Prozess zum städtebaulichen Entwurf. Die ursprünglich 140 Leitlinien-Ansätze wurden immer dichter zusammengefasst und dienten als inhaltliche Grundlage für zwei Standortwerkstätten des Runden Tisches im Juni, bei denen gemeinsam Ideen für die Überarbeitung des Entwurfs entwickelt wurden.

Die aufbereiteten Ergebnisse der Werkstätten werden nun bei der nächsten öffentlichen Veranstaltung (voraussichtlich im September) präsentiert. Einige der genannten Hinweise zur Quartiersaufwertung werden noch in diesem Jahr durch konkrete Projekte umgesetzt, wie zum Beispiel die Erneuerung des Bolzplatzes auf Höhe der Hanns-Eisler-Straße 6.

Datum: 28.07. 2018 Bilder: Ulf Teichert, die raumplaner Text: M. Wolf