1.200 Beamte sollen nach Tempelhof ziehen, um besser zusammenarbeiten zu können.

Vor einem knappen Jahrhundert war das Gebäude des ehemaligen Reichspostzentralamts in Berlin-Tempelhof die Geburtsstätte des Fernsehens in Deutschland. Nun soll dort etwas völlig anderes geschaffen werden: Mehr Sicherheit. Ein Anti-Terror-Zentrum wird hier entstehen. Voraussichtlich Anfang des Jahres 2020 soll es an den Start gehen. Und auch wenn die Benennung anderes suggeriert: Es geht hier um mehr als Terrorismusbekämpfung.

Platzprobleme lösen

In dem Komplex an der Ringbahnstraße sollen zum Beispiel Spezialeinsatzkommandos (SEK) und Mobile Einsatzkommandos (MEK) der Landespolizei zusammengezogen werden. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass das Staatschutzdezernat mit ins Gebäude zieht, welches für islamistische Gefährder zuständig ist. Schließlich wird auch das Dezernat 73 (Fahndung) des LKA in das Gebäude ziehen. Alles in allem werden rund 1.200 Menschen am neuen Standort arbeiten. Durch die Konzentration all dieser Einheiten sollen nicht nur die Platzprobleme in den bisherigen Dienstgebäuden gelöst werden. Einer der wichtigsten Gründe ist eine verbesserte Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen.

Gerade für die SEKs und MEKs sei das wichtig, so der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Senat, Frank Zimmermann, im Gespräch mit dem Berliner Abendblatt. Gleiches gelte für die Einheit zur Terrorismusbekämpfung. „Kurze Wege sowie schnellere und bessere Kommunikation sind für diese Einheiten sehr wichtig“, sagte er. Ein weiterer Vorteil, der sich aus der Konzentration ergebe, sei die Tatsache, dass die Kräfte dort mit modernster Technik ausgestattet werden könnten. Im laufenden Betrieb an verschiedenen Standorten kann so etwas hingegen schnell kompliziert werden.

Schnellere Reaktionszeit

Ein anderer Vorteil des Standorts: Er liegt zentral, so Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen. „Von dort aus können die Einsatzkräfte bei besonderen Lagen besser geführt werden, als wenn sie erst aus der ganzen Stadt, vor allem vom Stadtrand, zusammengezogen werden müssen.“ Das sieht auch Burkhard Dregger so, der für die CDU in innenpolitischen Fragen spricht. „Der Standort ist geeignet, die Reaktionszeiten bei Einsätzen zu reduzieren.“ Die Gründung eines Anti-Terror-Zentrums ist in der Senatsverwaltung schon seit längerem im Gespräch. Bisher war das jedoch noch nicht finanziert. Dies ist jetzt offenbar der Fall: Die Mittel seien jetzt zur Verfügung gestellt worden, so Frank Zimmermann.

Auslöser der Debatte war der Anschlag am Breitscheidplatz durch Anis Amri und die Erkenntnisse aus dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss dazu. Bei dessen Beobachtung hatte es erhebliche Versäumnisse gegeben, die auf Abstimmungsprobleme innerhalb der Behörden zurückgeführt werden. Darüber hinaus löst der Umzug auch das ohnehin vorhandene Platzproblem: Am Platz der Luftbrücke hat das Landeskriminalamt beispielsweise viel zu wenig Raum. Der neue Standort soll nicht nur für die aktuellen, sondern auch für zusätzliche Kräfte reichen. Frank Zimmermann wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nicht nur bei Schutz- und Kriminalpolizei bereits eine Verstärkung um mehr als 800 Kräfte beschlossen sei. „Beim Fall Amri hat sich gezeigt, dass wir auch gerne mehr Kräfte im Bereich der Observation hätten.“

Das Gebäude des Reichspostzentralamts wurde in den 1920er-Jahren errichtet. Es gilt als bedeutsames Beispiel expressionistischer Architektur und ist denkmalgeschützt. Dort wurde die erste deutsche Fernsehanlage entwickelt, die auf der Funkausstellung 1936 gezeigt wurde. Derzeit befinden sich dort noch Abteilungen der Telekom-Tochter T-Systems. Der Gebäude-Umbau für die Polizeikräfte soll etwa 25 Millionen Euro kosten, der Mietvertrag wird für vorerst 15 Jahre abgeschlossen.

Text: Oliver Schlappat. Bild: Bodo Kubrak/Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0]