Satire: Als „Datteltäter“ spielt Younes al-Amayra mit Klischees über den Islam.

Ein junger Mann schwebt auf einem fliegenden Teppich durch Berlin, verteilt Datteln und wünscht Passanten einen „guten Ramadan“: Mehr als 100.000 Menschen haben den YouTube-Clip der Satire-Gruppe „Datteltäter“ bereits gesehen, der manches Klischee über Muslime ebenso aufs Korn nimmt wie rassistische Wahlkampf-Parolen.

Alltägliche Diskriminierung

Seit einem Jahr gibt es die „Datteltäter“, fünf junge Menschen, die sich zusammen getan haben, um den Radikalen im Netz nicht das Feld zu überlassen. Einer von ihnen, Marcel, bezeichnet sich selbst als „Quotenchrist“, ansonsten sind alle Mitglieder des „Satire-Kalifats im Herzen der Youtube-Szene“ Muslime. Auch Younes al-Amayra, der Mann, der Mann auf dem fliegenden Teppich, der eigentlich ein Skateboard ist. „Ich bezeichne mich selbst häufig als ‚Berufsmuslim‘; aus meinem Glauben speist sich meine Identität“, sagt der 31-Jährige. Tatsächlich spielt der Islam eine zentrale Rolle in al-Amayras Leben. Der praktizierende Muslim hat Islamwissenschaften studiert und kümmert sich beruflich in einer Beratungsstelle um junge Menschen, die sich radikalen Gruppen angeschlossen haben – und nun mit ihrem Fundamentalismus brechen wollen. Al-Amayras Identität wird dabei seit einiger Zeit auch von außen zugeschrieben. Der Sohn eines Palästinensers und einer Syrerin galt auf den Schulhöfen seiner einstigen Heimat Pankow wegen seines Aussehens lange nur als „der Türke“. „Nach dem 11. September war ich dann plötzlich ‚der Muslim‘. Ich selbst werde kaum noch persönlich angefeindet, aber erlebe häufig, wie meine Freunde wegen ihrer Religion diskriminiert werden. Vor allem die weiblichen ‚Datteltäter‘, die als Frauen mit Kopftuch sofort als muslimisch zu erkennen sind.“ Der alltäglichen Diskriminierung und der radikalen Auslegung islamischer Glaubenssätze wollen die „Datteltäter“ mit ihren lustigen Clips etwas entgegensetzen. Als die NPD auf einem Wahlplakat mit Menschen auf einem fliegenden Teppich einen „guten Heimflug“ für Migranten forderte, drehten sie den Spieß um: Mit einem selbstgebastelten Teppich „flog“ al-Amayra über die Hermannstraße oder das Tempelhofer Feld und wünschte einen „guten Ramadan“. „Es ist extrem wichtig, neue Wege zu gehen. Die Leute sprechen dich an und so können wir Stereotype abbauen. Häufig hat man das Gefühl, eine verrückte Minderheit stehe repräsentativ für alle Muslime, doch das stimmt nicht. Die Mehrheit ist nicht radikal, darauf wollen wir aufmerksam machen“, so al-Amayra. Inspiriert wurde er dabei von ähnlichen Videos aus New York. Um ein solches Projekt auch in Berlin auf die Beine zu stellen, investierte al-Amayra viel Zeit und Geld. Weil ihre Clips mit einigem Aufwand verbunden sind, suchen die „Datteltäter“ dringend Unterstützer, etwa Kameramänner und Cutter, sagt al-Amayra.

Philip Aubreville, Bild: youtube