Premiere: Dokumentarfilm stellt Kleingärtner aus Neukölln und Treptow vor.

Zwischen Treptow und Neukölln ist die Mauer einer grünen Grenze gewichen: Dort erstreckt sich ein riesiges Kleingartengebiet. Es gibt Gartenzwerge, Tulpenbeete und Hollywoodschaukeln. Klare Regeln prägen das Vereinsleben. Bis 1989 verlief hier der „antifaschistische Schutzwall“. Grenzen und unterschiedlichste Meinungen über das, was jeweils dahinter liegt, gehören zum Leben der Kleingärtner. Hinter mancher Hecke warten erstaunliche Geschichten. Der Dokumentarfilm „Grenzgärtner“ schaut über den Gartenzaun und geht auf die Suche nach alten und neuen Grenzen, etwa zwischen „Ost „und „West“, oder zwischen „Alteingesessenen“ und Zuwanderern. Aber auch nach möglichen Grenzüberwindungen.

Offene Türen

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Julia Mittwoch

Eine der beiden Regisseurinnen ist Julia Mittwoch. Als Kind verbrachte die heute 33-Jährige viel Zeit auf der Treptower Seite des Grüngürtels. Das öffnete so manche Tür bei Kleingartenpächtern. Maite Bueno profitierte von ihrem unvoreingenommenen Blick: Vor einigen Jahren ist die 29-Jährige von Spanien an die Spree gezogen. Ursprünglich wollte sie für Mittwoch nur ein paar Audioaufnahmen schneiden, die sie von einer Tour durch die Kleingärten mitgebracht hatte. Schnell war klar, dass das Thema mehr als einen kleinen Radiobeitrag füllt. „Ich bin im Baskenland aufgewachsen, Grenzen und die Abgrenzung der Menschen nach außen haben in meinem Leben immer eine Rolle gespielt“, sagt Bueno. „Das Kleingartengebiet ist für mich ein Mikrokosmos, indem ich dieses Muster wiedergefunden habe. Bei allen gemeinsamen Vorlieben und klischeehaften Ritualen haben alte und neue Grenzen ihre Wirkung auf dieses Laubenpieperparadies nicht verfehlt.“

Andere Seite

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Maite Bueno

Wie kam man im Osten eigentlich an einen Garten im Grenzgebiet? Musste man dafür eine gewisse Systemtreue nachweisen? Diese Fragen stellt man sich auch in der Kneipe von Evi W., einem der Schauplätze des Films. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet die Wirtin in den Vereinslokalen im Westen der Siedlung. Den Menschen auf „der anderen Seite“ steht sie skeptisch gegenüber. Heiß diskutiert wird an ihrem Tresen auch der Neubau der Stadtautobahn. Ein Teil des Kleingartengebiets musste der Trasse weichen, darunter auch Evis alte Kneipe. In der Zeit zwischen der Räumung und dem Abriss der Datschen hatten sich viele Roma in den verlassenen Gärten einquartiert. Ein Zaun mit viel Stacheldraht wurde gezogen, der einiges über aktuelle Grenzverläufe verrät.

Möglich wurde die 54-minütige Dokumentation durch eine Crowdfunding-Kampagne im Internet. Am 3. Juni feiert der Film in Anwesenheit der Regisseurinnen seine Premiere im Kino Moviemento (Kottbusser Damm 22). Der Beginn ist um 20 Uhr.

nm/red / Bilder: Julia Mittwoch (1,2) / Tina Linster (3)