Discounter will 200 Wohnungen bis 2019 in Neukölln und in Lichtenberg bauen.

Die Packung Reis, den Karton Milch und viele hundert weitere Artikel bietet Discounter Aldi-Nord bereits seit einigen Jahrzehnten in seinem Sortiment den Kunden an. Das neueste Angebot wird jedoch in keinen Einkaufswagen der Supermarktkette passen – ganze Mietwohnungen sind dafür einfach zu groß. An 15 Berliner Standorten plant Aldi-Nord jetzt sogenannte gemischt genutzte Immobilien zu bauen.

Oben wohnen – unten shoppen

Aldis Immobilien-Tochter Aniko wird dazu jetzt Ladenflächen und darüber liegende Wohnungen in der Lichtenberger Sewanstraße und in der Neuköllner Silbersteinstraße als Pilotprojekte umsetzen. Insgesamt sollen in Berlin in den kommenden Jahren auf diese Art mehr als 2.000 Wohnungen in der Kombination mit den Aldi-Nord Märkten entstehen. Ein Projekt, dass auch die Berliner Politik in besonderem Maße begrüßt: Bis zum Jahr 2030 müssen in Berlin schließlich mindestens 194.000 neue Wohnungen gebaut werden.

Dringender Bedarf – logischer Ansatz

Der Wohnraummangel in Berlin hat bereits in den vergangenen Jahren zu deutlichen Mietpreissteigerungen in allen Bezirken geführt. Der Bau von möglichst zahlreichen neuen Wohnungen gilt als ein Lösungsansatz, um dieses Problem zu entschärfen. Jeweils 100 Wohnungen sollen so an bereits bestehenden Standorten in Neukölln und Lichtenberg bis zum Jahr 2019 entstehen – das Unternehmen wolle 30 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen anbieten – zu einem Quadratmeterpreis von 6,50 Euro kalt. Der übrige Wohnraum solle maximal zehn Euro pro Quadratmeter kosten. „Der Wohnungsbau über dem Aldi in der Sewanstraße ist schon seit 2015 in der Diskussion. Das Unternehmen hat hier lange überlegt, ob sie es wirklich machen wollen. Anfang Januar kam dann der Startschuss für das Bebauungsplanverfahren. Das wird nun dieses und nächstes Jahr vorangetrieben“, erläuert Lichtenbergs Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Birgit Monteiro (SPD).

Vorteile für alle Beteiligten

„Mit dem Bau der Wohnungen ergibt sich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Wir gehen auf die Bedürfnisse der Politik ein und schaffen neuen Wohnraum. Im Gegenzug erhalten wir auch mehr Platz und Möglichkeiten für unsere Verkaufsflächen, die wir von 900 auf bis zu 1.400 Quadratmeter erweitern können“, sagt Aldi-Sprecherin Serra Schlesinger. Diese Vergrößerungen seien für die Märkte dringend notwendig. Barrierefreiheit mit breiteren Gängen, zusätzliche Flächen für die Pfandflaschenrücknahme aber auch die ausgeweiteten Frische-Angebote für Obst, Fleisch und Gebäck benötigen mehr Platz.

Wettbewerber zieht nach

Auch Lidl baut. Ansprüche, die auch der direkte Wettbewerber Lidl mit in seine Planungen aufnehmen wird „Auch wir befassen uns schon seit vielen Jahren mit diesem Thema. Wir prüfen grundsätzlich jedes neue städtische Lidl-Grundstück, ob es sich für eine Überbauung mit Wohnungen eignet – dies hängt jedoch von den jeweiligen Rahmenbedingungen ab“, räumt Lidl-Sprecher Mario Köhler. Hinsichtlich Kauf oder Miete sei man dabei sehr flexibel. Hierbei komme es stets auf die Möglichkeiten an, die der jeweilige Standort böte.

Ein Mitarbeiter des Bezirksamt Lichtenberg bestätigte dem Berliner Abendblatt , dass Lidl bereits Interesse am Wohnungsbau im Bezirk angemeldet habe: Auf dem Filialmarkt in der Storkower Straße, an der Ecke Möllendorfstraße sei die Planung demnach in einem frühen Stadium.

„Grundsätzlich finde ich es eine gute Sache, dass hier eine bereits versiegelte Fläche höher bebaut wird. Das ist besser, als wenn dem Neubau Freiflächen zum Opfer fallen. Meiner Meinung nach sollten alle Einzelhandelskonzerne prüfen, ob auf ihren flachen Einkaufsbungalows nicht auch noch Wohnungen gebaut werden können. Konkret in der Sewanstraße gefällt mir, dass der Aldi sein ursprüngliches Vorhaben bereits etwas reduziert hat, um auf die Nachbarn Rücksicht zu nehmen”, findet Stadträtin Birgit Monteiro

Text: Stefan Bartyllan Bild: Aldi-Nord, Immobilienstrategie