Große Teile von Friedrichshain-Kreuzberg erleben einen rasanten Wandel, doch im Nordosten von Kreuzberg verfestigen sich Armut und schlechte Bildungschancen. Das zeigt eine Untersuchung der Senatsverwaltung.

Zunächst einmal die gute Nachricht: Im Vergleich zu 2013 gelten statt 51 nur noch 43 Berliner Kieze als „Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf“. Das geht aus dem aktuellen Sozialmonitoring hervor, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt jetzt veröffentlicht hat.

Stark benachteiligt

Seit 1998 lässt der Senat die Kiez-Dossiers erstellen, um bei auffälligen Gebieten mit verschiedenen Förderprogrammen und Quartiersmanagements gegensteuern zu können. In insgesamt 435 Planungsräumen haben die Experten Daten zu Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut ausgewertet und daraus einen Gesamtindexwert „Soziale Ungleichheit“ errechnet. Gebiete mit überdurchschnittlich hoher sozialer Benachteiligung gibt es vor allem in Kreuzberg-Nordost, Neukölln-Nord, Nord-Hellersdorf, Nord-Marzahn, Spandau-Mitte, in Reinickendorf sowie in Wedding und Moabit.

In Friedrichshain-Kreuzberg liegen die Problemgebiete im Bereich Askanischer Platz, Mehringplatz, Moritzplatz, Wassertorplatz und Oranienplatz. Laut der Erhebung gelten sie als Gebiete mit „sehr niedrigem Status und positiver Dynamik“ (Askanischer Platz und Wassertorplatz) beziehungsweise „sehr niedrigem Status und stabiler Dynamik“ (der Rest). Sowohl der Askanische Platz als auch der Wassertorplatz rutschten um eine Kategorie nach oben. Alle anderen blieben auf dem Stand von 2013. Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler (Die Linke) sieht in dem Monitoring ein verlässliches Instrument, um einen vergleichenden Blick auf die Entwicklung in Bezirksregionen zu bekommen. Zur Situation in Friedrichshain-Kreuzberg hätten sich aber keine grundlegend neuen Erkenntnisse ergeben. Die positiven Entwicklungen in einigen Planungsräumen seien differenziert zu betrachten. „Dass sich die Sozialdaten in der Düttmann-Siedlung verbessert haben, ist kein Verdienst des Quartiersmanagements (QM), sondern eine Folge der Entmietung“, sagt er. Mit anderen Worten: Einkommensschwache Familien zogen aus und bessergestellte ein. Generell setzt Mildner-Spindler aber auf das durch das bundesweite Programm Soziale Stadt finanzierte QM, um benachteiligte Menschen zu erreichen. Kürzlich wurde das Einzuggebiet des QM Wassertorplatz bis zur Stallschreiberstraße erweitert. „Das Bezirksamt hätte sich eine Ausdehnung bis zur Lindenstraße gewünscht“, so der Stadtrat. In einigen Gebieten des Kreuzberger Nordostens würden bis zu 70 Prozent der Kinder in Familien leben, die soziale Transferleistungen beziehen. „Wir müssen alles tun, um diesen Kindern den Weg zur Ausbildungsreife und damit in ein selbstbestimmtes Leben zu ebnen“, sagt Mildner-Spindler. Das Bezirksamt bereite derzeit eine eigene Sozialberichterstattung vor.

Text & Bild: Nils Michaelis