Dromedare

Die frühen tierischen Stars des Tierparks in Berlin-Friedrichsfelde


Im dritten Teil unserer Serie zum 65. Geburtstag des Berliner Tierparks in Friedrichsfelde geht es um die eigentlichen Stars eines jeden Zoos: die Tiere.


Was wären die Zoos auf dieser Welt ohne ihre tierischen Stars? Sie sind es schließlich, die dafür sorgen, dass die Besucher zahlreich kommen. Jede Menge dieser Stars hatte und hat auch der Tierpark zu bieten. Kamele waren die ersten Tiere, die 1955 in Friedrichsfelde eintrafen. Daher bekamen die im Tierpark lebenden Wüstentiere auch die Geburtstags-„Torte“ aus Melonen, Mohrrüben und Paprika serviert.

Stürmischer Empfang

Wie in jedem Zoo werden aber auch im Tierpark die Bewohner zu Stars, die wegen ihrer Ausstrahlung oder ihrer Geschichte etwas Besonderes sind. So zieht in den Anfangsjahren das kleine asiatische Elefanten-Mädchen Kosko die Besucher in seinen Bann.


Falk Dathe mit Elefant Kosko

Als Geschenk des vietnamesischen Staatspräsidenten Ho Chí Minh trifft sie 1958 im Tierpark ein. Kosko ist besonders bei den Kindern beliebt. Weil es noch kein Gehege gibt, darf sie mit den ihnen im Tierpark frei herumrennen. Bis zu ihrem Tod (1994) bleibt Kosko in Friedrichsfelde.

Bissige Dame

Eine wahre Affenliebe entwickeln die Berliner zur Schimpansin Susi. 1956 kommt sie in den Tierpark. Mangels Quartier brachte man sie zunächst im Schloss Friedrichsfelde unter, dessen Königin sie fortan ist. Nicht nur Besucher lieben Susi, auch Tierpark-Gründer Heinrich Dathe (1910–1991).

Gerne lässt er sich mit dem Schimpansen, später auch mit anderen Affen, sogar in seinem Büro ablichten. Keine so guten Erinnerungen an Susi hat Dathes Sohn Falk (69), der damals fünf Jahre alt war. „Sie mochte keine Kinder, zeigte sich sehr bissig, wenn man ihr zu nah kam.“

Hohes Alter

Ein sehr exotischer Star trifft am 18. Mai 1957 im Tierpark ein: Alligator Mao, ein Geschenk der Chinesen. Den Namen gibt ein Tierpfleger dem Reptil. Mit geschätzten 70 Jahren stirbt Mao Ende 2019, das bis dahin älteste Tier in Friedrichsfelde. Der China-Alligator gilt auch weltweit als einer der Ältesten seiner Art.

„Vermutlich war Mao sogar noch älter“, sagt Falk Dathe, der bis 2016 Kurator für die Tierpark-Reptilien war. „Sieht man sich die Bilder von seiner Ankunft an, könnte man aufgrund seiner Größe annehmen, dass er damals schon älter als zwei Jahre war.“ Die Wahrheit wird man nie erfahren. Im Zuchtbuch fehlen Maos Geburtsdaten.

Rührende Geschichte

Bei Tierpark-Star Evi weiß man es dagegen ganz genau. Der niedliche Malaienbär kommt am 6. April 1961 zur Welt. Allerdings verstößt ihn das Muttertier. Die Geschichte rührt die Berliner. Evi wächst zunächst in Dathes Haus auf. Allerdings ist nach einem Dreivierteljahr Schluss.

„Meine Eltern mussten sich danach eine neue Polstergarnitur kaufen, weil der Malaienbär mit seinen scharfen Krallen die alte zerstört hatte“, sagt Sohn Falk Dathe. „Evi war lange im Tierpark. Sie starb mit 38 Jahren und war damit wahrscheinlich der weltweit älteste Malaienbär.“

Harte Devisen

Einen echten Star-Rummel erlebt der Tierpark 1958, als Direktor Dathe drei Wochen lang die Panda-Dame Chi Chi präsentiert. Das Tier ist auf der Durchreise in die USA. Der Zoo im Westteil lehnt es ab, den Panda zu zeigen. „Es lag wohl an der hohen Summe, die der Tierhändler verlangte“, sagt Dathe-Sohn Falk.

„Aber mein Vater griff zu, ging zum Magistrat, bekam die harten Devisen für den Panda.“ Es lohnt sich. Mehr als 400.000 Besucher sehen Chi Chi im Tierpark, viele von ihnen kommen aus West-Berlin angereist.

Datum: 24. Juli 2020, Text: Norbert Klauke/red., Bild: Archiv Tierpark Berlin


Der vollständige Beitrag erschien in der Berliner Zeitung.