Olaf Höhn, der Chef des Spandauer Speiseeisherstellers „Florida Eis“, treiben Sorgen um die Zukunft um. Die aktuelle Situation nimmt er aber als unternehmerische Herausforderung an.
Explodierende Energie- und Rohstoffpreise, durchbrochene Lieferketten, Fachkräftemangel: Vor allem kleine und mittelständische Firmen stehen vor großen Herausforderungen. Wir erkunden in unserer neuen Serie „Stark durch die Krise“, wie sich Handwerker, Unternehmensinhaber und Firmenchefs auf die aktuellen Probleme einstellen. Zum Auftakt: Olaf Höhn, Inhaber von Florida Eis.
Ordentlich investiert
Olaf Höhn musste sich gerade mal wieder selbst aufs Dach steigen. Im Schlepptau hatte er zwei Handvoll neugierige Menschen, die sich für die Photovoltaikanlagen auf dem Firmengelände von Florida Eis in Staaken interessierten.
Und nicht nur dafür. Auch Höhns neuester Energie-Coup sorgte bei ihnen für staunende Gesichter: Höhn hat sich für 480.000 Euro allerneueste Klimatechnik made in Japan einbauen lassen. „Damit spare ich bei der Kühlung locker 20 Prozent Strom“, freut sich Berlins erfolgreichster Eismacher. Rund 1,5 Millionen Euro hat Olaf Höhn allein in den zurückliegenden zwölf Monaten investiert, um noch energieeffizienter und umweltverträglicher zu produzieren.
Lesen Sie bitte auch unseren Beitrag über die Bäckerei Siebert.
„Das ist keine Krise, das ist eine Situation!“
Natürlich macht sich Olaf Höhn Sorgen. Muss er ja auch als Unternehmer, der für circa 150 Mitarbeiter Verantwortung trägt. Und so muss er damit leben, dass die Preise für Zucker („Davon brauchen wir 450 Tonnen pro Jahr“), Kakao und anderen wichtigen Rohstoffen für die Eisherstellung um bis zu 100 Prozent gestiegen sind. Und gerade hat ihm sein Haupt-
energieanbieter gekündigt und gravierende Preiserhöhungen in Aussicht gestellt.
„Da stehen schwierige Verhandlungen an“, vermutet Olaf Höhn und meint trotzdem: „Das ist keine Krise, das ist eine Situation!“ Als Unternehmer müsse man damit umgehen können, dass die Geschäfte über einen gewissen Zeitraum schlechter laufen, dass man auch mal rote Zahlen schreibt. „Aber dafür“, so der 73-Jährige, „muss man eben seine Hausaufgaben gemacht und eine Vision haben, die erst einmal kostet und sich nicht sofort rentiert.“
Größtmögliche Klimafreundlichkeit
Ein Beispiel: Als Höhn vor der Wahl stand, seine Eisproduktion zu automatisieren oder weiter auf personalintensive Handarbeit zu setzten, entschied er sich für Letzteres. In Zeiten hoher Energiepreise müssen nun in Staaken viel weniger Maschinen und Geräte mit Strom versorgt werden als bei anderen Produzenten. Was sich aber jetzt vor allem auszuzahlen beginnt, ist Höhns Streben nach größtmöglicher Klimafreundlichkeit und die Abkehr von fossilen Energieträgern.
Dazu gehören sogenannte Adsorptionskälteanlagen (sie wandeln die Abwärme von Kompressoren in Kälte um) genauso wie der spezielle Feinstaubfilter für die Pelletheizung, der Umstieg auf E-Mobilität oder die Entwicklung neuartiger Verpackungen aus Bambus.
Text: Ulf Teichert