Das Stadtgeschichtliche Museum im Zeughaus der Zitadelle Spandau. Foto: Sascha Uhlig
Das Stadtgeschichtliche Museum im Zeughaus der Zitadelle Spandau. Foto: Sascha Uhlig

Fahrtüchtige Oldtimer, militärische Antiquitäten, originale Filmrequisiten oder das Rezeptbuch einer alt eingesessenen Bäckerfamilie: In der Räumen des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau gibt es viel zu entdecken. Doch die Ausstellungen im Zeughaus der Zitadelle schauen nicht nur in die Vergangenheit, sondern sind seit dem Ukraine-Krieg auch aktueller denn je.

Weite Wälder, ein Fluss und viele Seen: Die Natur im Westen von Berlin hat einiges zu bieten. Direkt neben der Altstadt Spandau liegt mittendrin davon die Zitadelle Spandau, eine der bedeutendsten und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa. Zahlreiche Ausstellungen, Galerien, Konzerte und nicht zuletzt ein einzigartig historisches Ambiente inmitten der Havellandschaft locken hier zum Verweilen. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1992 immer wieder einen Besuch wert ist dabei das Stadtgeschichtliche Museum im Zeughaus der Zitadelle, das viel über die so lange wie facettenreiche Historie Spandaus zu berichten weiß.


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Nicht ohne Grund wird der heutige Bezirk und die einstmals alleinständige Großstadt im Westen Berlins auch “die heimliche Hauptstadt des Havellandes genannt”. Das weiß natürlich auch Dr. Urte Evert, ihres Zeichens Leiterin der historischen Museen auf der Zitadelle. “Spandau hadert bis heute damit, dass es überhaupt ein Bezirk von Berlin geworden ist”, erklärt die promovierte Militärhistorikerin. “Bis 1920 hatte es ein eigenes Stadtrecht und ist sogar noch Großstadt geworden. Die Spandauer sind stolz darauf, dass ihre Stadt älter als Berlin und ohnehin etwas besonderes ist.”

Seit 2017 leitet Evert das Museum Spandau und ist neben den Ausstellungen zur Stadtgeschichte auch für die kulturhistorische Dauerausstellung der Zitadelle zuständig. Diese erzählt unter dem Titel “Enthüllt“ die Geschichte der Hauptstadt anhand abgebauter, gestürzter und vergessener Denkmäler. Im Laufe der Zeit sind diese zwar aus dem öffentlichen Raum verschwunden, ihre Geschichten und Hintergründe werden jedoch in der Zitadelle begreifbar.

Zweigstelle im Gotischen Haus

Dr. Urte Evert leitet die historischen Museen auf der Zitadelle seit 2017.

Unter den insgesamt zwölf Regionalmuseen von Berlin nimmt das Stadtgeschichtliche Museum Spandau in mehrfacher Hinsicht eine besondere Rolle ein. So hat die Zitadelle eine eigene U-Bahnstation und das Stadtgeschichtliche Museum erfreut sich nicht zuletzt dadurch über reichlich Laufpublikum. Allerdings ist das Museum Spandau auch das einzige, in dem der Eintritt nicht frei ist. “Ja, leider”, bestätigt Evert, die ursprünglich aus dem Münsterland stammt, “aber das ist eine politische Entscheidung und hängt auch damit zusammen, dass die Zitadelle mit ihrem sechs Hektar großen Areal eine andere Dimension hat, daran sind hohe Erhaltungskosten gebunden.”

Allerdings hat das Museum noch eine Zweigstelle im Gotischen Haus, keine 500 Meter Luftlinie von der Zitadelle entfernt, welche neben kostenfreiem Eintritt ebenfalls ein großes Stück Alt-Spandauer Geschichte bietet. Es das älteste erhaltene Bürgerhaus im gesamten Berliner Raum, wobei der Kernbau bereits im 15. Jahrhundert errichtet wurde. “Im Gotischen Haus liegt der Fokus auf Leben und Wohnen im Bezirk”, erzählt Evert. “Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, es ist kleiner als das Museum hier, aber auch wahnsinnig interessant.“

Aktueller denn je

Doch neben historischen Ausstellungsstücken lassen sich im Museum Spandau auch hochaktuelle Exponate finden. “Unsere derzeitige Sonderausstellung zur Flucht und Migration im 19. Jahrhundert über den Auswandererbahnhof Ruhleben ist durch den Angriff auf die Ukraine aktueller denn je geworden”, so Evert, “weil jetzt wieder die gleichen Fluchtrouten zu sehen sind.”

Zur Info: Museumssonntag in Berlin

Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in fast allen Museen der Hauptstadt frei. Mehr Infos und alle teilnehmenden Museen lassen sich online finden. Der nächste Museums­sonntag ist am 7. August 2022.

In den vergangen Monaten sind in Berlin viele Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Deshalb hat man sich dazu entschieden, auch das thematisch mit in der Sonderausstellung aufzugreifen – obwohl das laut Evert nur wenige Monate vor der Eröffnung der Sonderausstellung so noch gar nicht geplant war.

 


Auf einen Blick

Adresse
Zitadelle
Am Juliusturm 64
13599 Berlin

Internetadresse
www.zitadelle-berlin.de/museen

Öffnungszeiten
Freitag bis Mittwoch 10.00–17.00 Uhr
Donnerstag 13.00 – 20.00 Uhr
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit

Eintritt
Regulär 4,50 Euro
Ermäßigt 2,50 Euro

Text und Fotos: Sascha Uhlig