Anne Wolf fertigt individuelle Brautkleider für einzigartige Bräute
In der Lychener Straße in Prenzlauer Berg, ganz in der Nähe des U-Bahnhofs Eberswalder Straße, gibt es ein Hochzeitsmoden-Atelier mit Ladengeschäft. Es ist jenes von Anne Wolf. Wir sind eingeladen bei der jungen Designerin, dürfen ihr bei der Arbeit zuschauen und bekommen eine Ahnung davon, wie aus einer Idee, einer ersten Inspiration, ein individueller Entwurf auf Papier und schlussendlich ein einzigartiges Hochzeitskleid wird – eines, das die Braut repräsentiert und nicht andersherum.
Made in Berlin
„Frauen, die den Prinzessinnen-Style suchen, kommen eher nicht zu uns“, sagt Anne. Das würde auch nicht zusammenpassen. Die Designerin ist von unkomplizierter, lässiger Natur und so wirkt auch ihre Brautmode. Die Schnitte sind modern, schmeichelnd, irgendwie nicht Standard, die Stoffe hochwertig. Auf höchste Qualität wird bei Anne Wolf Wert gelegt. „Wir arbeiten mit Naturstoffen, hauptsächlich mit Seide“, erklärt sie. „Und wir fertigen alles hier bei uns im Atelier. Wir wollen einer Arbeit nachgehen, die ethisch vertretbar ist und bei der alle Fertigungsschritte transparent sind.“
Mit „wir“ meint sie sich und Juliette Schulz, seit 2014 als Modellmacherin bei Anne Wolf. Sie ist diejenige, die Annes Entwürfe umsetzt. Erst bringt sie diese auf Papier, schneidet Stoff zu, dann wird genäht. Mittelpunkt im Atelier hinterm Laden ist der übergroße Zuschneidetisch. An diesem hat Anne zu ihrer eigenen Hochzeit Kaffee und Kuchen serviert. „Das war 2010“, sagt sie und erinnert sich: „Mein Kleid damals habe ich selbst entworfen, aber nicht genäht.“ Das bringe wohl Unglück.
Wie alles begann
Dass sie beruflich einmal etwas mit ihren Händen schaffen wollte, das stand für Anne schon immer fest. Doch wohin die Reise gehen sollte, war noch nicht klar. „Ein paar Glücks- und Zufälle waren es, die mich diese Richtung haben einschlagen lassen.“ Praktikum in Paris, ein Stipendium in New York – zwischendurch ein Diplom mit Auszeichnung, Fachrichtung Modedesign, dann das Wagnis: Sie nähte fünf Hochzeitskleider und präsentierte diese auf einer Messe in Berlin. „Und es gab tatsächlich Frauen, die sich dafür interessiert haben“, sagt Anne.
In einer kleinen Wohnung in Neukölln fing es dann an: Anne nähte Kleider in ihrem Wohnzimmer, bis sie 2006 den Schritt wagte und ihr Label gründete, inklusive eigenem Geschäft. Bereut hat sie das nie. Rund hundert Brautkleider im Jahr werden hier gefertigt – für internationale Kundschaft. Vier- bis fünfmal kommen die Frauen vorbei, zur Beratung, zum Maß nehmen, zur Anprobe, zur finalen Anpassung. „Es ist ein beglückendes Gefühl, wie happy die Frauen am Ende hier rausgehen“, sagt Anne. „Das beflügelt mich in meiner Arbeit.“
Datum: 08. Juni 2019 Text: Sara Klinke Bilder: Stefan Bartylla