Alte Schmiede
Die Alte Schmiede von Rixdorf ist heute ein Museum. Bild: via reiseverlag/Janina Johanssen

Der Neuköllner Stadtteil Alt-Rixdorf lockt mit seiner lebendigen Dorfidylle und einem wundervollem Garten.

Ein Besuch in Alt-Rixdorf ist wie eine Reise in eine alte, beschauliche Welt – und das mitten im quirligen, multikulturellen Neukölln. Biegt man von der geschäftigen Karl-Marx-Straße Richtung Richardplatz ab, steht man bald unvermittelt in einer Dorfidylle mit Schmiede, Kirche, blumengeschmückten Vorgärten und historischem Friedhof.


HINKOMMEN
U-Bahnhof Karl-Marx-Straße

DAUER
Für einen Spaziergang durch Böhmisch-Rixdorf und zum Körnerpark sollte man sich zwei bis drei Stunden Zeit nehmen.


Rixdorf wurde schon um das Jahr 1200 von Tempelrittern gegründet. Doch der Stadtteil, wie wir ihn heute kennen, ist erst 1737 entstanden. Damals kamen böhmische Protestanten hierher, die in ihrer Heimat verfolgt wurden. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. gewährte ihnen Zuflucht.

Großartige Kultur

Rund um den Richardplatz errichteten die böhmischen Migranten Straßen und Gebäude, es entstand Böhmisch-Rixdorf. Die im 16. Jahrhundert bei einem Brand zerstörte Kirche bauten die fleißigen Böhmen wieder auf.

Auch einen Friedhof richteten die Neubürger ein, den Böhmischen Gottesacker in der Kirchhofstraße. Er ist der zweitälteste noch benutzte Friedhof in Berlin. Die Böhmen brachten auch ihre Kenntnisse, Kultur und Religion mit.


GASTRONOMIE
Café Rix
Internationale und mediterrane Küche, aber auch leckere Kuchen im goldstuck-verzierten Spiegelsaal oder im beschaulichen Terrakotta-Hofgarten.Ein wunderschöner Ort, mit sehr guter Küche, doch schon allein wegen des Interieurs lohnt sich ein Besuch. Das Café Rix liegt im Komplex des Saalbaus Neukölln, einem der ältesten Kulturbauwerke Rixdorfs, 1876 eröffnet. Hier haben auch das Theater Heimathafen Neukölln und eine Galerie ihren Ort gefunden.
Karl-Marx-Straße 141 | 12043 Berlin |
Tel. (030) 6 86 90 20 |


So wird die Dorfkirche auf dem Richardplatz bis heute durch die Evangelisch-böhmisch-lutherische Bethlehemsgemeinde genutzt. Etliche Nachfahren der eingewanderten Böhmen leben noch im Umkreis der Richardstraße und Kirchgasse.

Von deren Wirken zeugt auch der wundervolle Comenius-Garten in der Richardstraße 35, eine öffentlich zugängliche Gartenanlage. Der Garten wurde zwar erst 1992 angelegt, basiert aber auf den überlieferten Vorstellungen des böhmischen Universalgelehrten Johann Amos Comenius (1592–1670).

Besonderes Kleinod

In dem kunstvoll angelegten Garten wird symbolisch an die Geschichte und Tätigkeit der böhmischen Gemeinde erinnert. Auch gibt es einen Lebensweg, der den Werdegang eines Menschen nachzeichnet.

Auf dem Gelände des Comenius-Gartens in der Richardstraße stand bis 1971 die Richardsburg, eine berüchtigte Mietskaserne mit fünf Hinterhöfen. Mehr über die Entstehung des Böhmischen Dorfes erfährt man in einem kleinen Museum im denkmalgeschützten, 1753 erbauten Schulhaus in der Kirchgasse 5.


NACHBARSCHAFT
Körnerpark
Ein weiteres Neuköllner Juwel liegt westlich der Karl-Marx-Straße. Der Körnerpark wurde 1916 im neobarocken Stil angelegt und ist eine der romantischsten und schönsten Grünanlagen Berlins. Lange Treppen mit Balustraden führen hinunter auf einen Rasen, der sieben Meter unterhalb des Straßenniveaus liegt. Wasserspiele, geschnittene Hecken, ein bunter Blumengarten und Platanen verleihen dem Park das besondere Flair.
Die ehemalige Orangerie beherbergt eine kommunale Galerie und ein Café.

WO
Im Straßenkarree zwischen Jonas-, Schierker-, Wittmannsdorfer- und Selkestraße


Ein besonderes Kleinod in Alt-Rixdorf ist die 400 Jahre alte Schmiede auf dem Richardplatz. Hier wurden die Werkzeuge repariert und die Pferde neu beschlagen Die Schmiede ist immer noch in Betrieb, heute werden hier vor allem kunsthandwerkliche Gegenstände gefertigt.

Bei Veranstaltungen kann man einen Einblick in das alte Handwerk gewinnen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die Schmiede auch beim stimmungsvollen Rixdorfer Weihnachtsmarkt, der jährlich am zweiten Adventswochenende stattfindet.

Mehr zu entdecken gibt es in „55 beglückende
Ausflugsziele in Berlin, die gleich um die Ecke
liegen“
14,95 Euro, 144 Seiten
via reise verlag, ISBN 978-3-949138-01-0
Im Buchhandel erhältlich oder online.