Wechselvolle Geschichte: Das frühere Eierkühlhaus am Osthafen in Friedrichshain. Collage: BAB, IMAGO/POP-EYE/ CommonsWikimedia/Bundesarchiv_Bild183
Wechselvolle Geschichte: Das frühere Eierkühlhaus am Osthafen in Friedrichshain. Collage: BAB, IMAGO/POP-EYE/ CommonsWikimedia/Bundesarchiv_Bild183

Osterzeit ist Eierzeit. Woran denken die Berliner, wenn von den Spuren des Eies in der Architektur der Hauptstadt die Rede ist?

Zum Beispiel an das ehemalige Eierkühlhaus am früheren Osthafen in Friedrichshain. Dabei geht es weniger um die Form, sondern um die vergangene Nutzung des markanten Gebäudes, das sich am besten von der Oberbaumbrücke aus betrachten lässt.

In dem viereckigen Bau mit dem auffälligen Fassadenmuster spiegeln sich die Brüche der Hauptstadt wider. Wie so viele andere steinerne Zeitzeugen erfüllt der Koloss heutzutage Zwecke, die mit der ursprünglichen Idee nichts zu tun hat.

Aus dem Kühlhaus wird ein Tiefkühlhaus

Das im Jahr 1929 eröffnete Gebäude diente über Jahrzehnte als Kühlhaus für verderbliche Waren, die zum größten Teil per Schiff über die Spree und per Bahn in Berlin ankamen. Dazu zählten Wein, Butter oder Fleisch.

Weil dort bis zu 75 Millionen Eier gekühlt werden konnten, bekam es im Berliner Volksmund bald den Namen „Eierspeicher“. Dieser lag ab 1949 auf dem Gebiet der DDR. Auch dort änderten sich in den 1960er-Jahren die Konsumgewohnheiten. Aus dem Kühlhaus wurde ein Tiefkühlhaus. Bis zum Ende der DDR wurden dort West-Berliner Speiseeis- und Feinfrostprodukte gelagert.

Für diese und ähnliche Dienstleistungen gab es nach 1990 keinen Bedarf mehr. Außerdem war das Gebäude technisch völlig veraltet. 1991 wurde das Etagenkühlhaus stillgelegt.

Musikriese sorgt für Prestige

Nach der Jahrtausendwende wurde es zu einem Büro- und Geschäftshaus umgebaut. Dieser Schritt machte eine prestigeträchtige Nutzung möglich, die bis heute anhält: Im Jahr 2002 verlegte die Universal Music Group (UMG) ihre Deutschlandzentrale von Hamburg in den ehemaligen „Eierspeicher“.

Auch der Musikkonzern weist mit opulenten Zahlen auf. 2019 hatte die UMG mit 32 Prozent den größten Anteil am weltweiten Musikmarkt.

Vorbote von Mediaspree

Der Umzug des Musikriesen ans Friedrichshainer Spreeufer erfolgte, lange bevor an ein Mega-Projekt namens „Mediaspree“ auch nur zu denken war. So gesehen ist die Universal-Dependance ein Symbolort für eine Entwicklung, die das Gebiet zwischen Ostbahnhof und Elsenbrücke komplett umgekrempelt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Text: Nils Michaelis