Kultur: Die Bücherei im Rathaus Friedenau könnte schon in diesem Jahr wieder öffnen – und soll auch Flüchtlinge ansprechen.
Seit Mitte Dezember ist die Bücherei im Rathaus Friedenau geschlossen, das zur Unterkunft für Flüchtlinge umgebaut wird. Während derzeit noch Bücherbusse das weggefallene Angebot der beliebten Gerhart-Hauptmann-Bibliothek auffangen, konkretisieren sich die Pläne für einen Neustart: In einer „Kooperationsbibliothek“ sollen alteingesessene Friedenauer ebenso auf ihre Kosten kommen wie die neu eingezogenen Flüchtlinge. „Als Änderungen der Planungen für das Rathausgebäude vorgenommen wurden, lag es für uns nahe, die Wiedereinrichtung der Bibliothek unter Berücksichtigung der Nutzung der Räumlichkeiten als Flüchtlingsunterkunft voranzutreiben“, sagt die Bezirksstadträtin für Kultur und Bildung, Jutta Kaddatz (CDU). Bereits im Dezember hatte das Abgeordnetenhaus grünes Licht für eine zusätzliche Finanzierung von je 300.000 Euro in den Haushaltsjahren 2016 und 2017 gegeben, die für die „Förderung einer Bibliothek im Rathaus Friedenau oder anderer Bibliotheksstandorte im Bezirk Tempelhof-Schöneberg“ verausgabt werden sollten.
Ein Begegnungsort
Nun hat das Bezirksamt eine Neufassung des Konzeptes für die Bibliothek vorgelegt. Die „Kooperationsbibliothek“ soll demnach etwa gut in der Friedenauer Bevölkerung verankert sein und zugleich die Akzeptanz für die Flüchtlingsunterkunft stärken. Die Räume und ihre Gestaltung würden als Begegnungsorte verstanden und sollten „eine Willkommens- und Wohlfühlamosphäre bieten, die Aufenthaltsqualität schafft und die Kommunikation und Interaktion unterschiedlicher Zielgruppen ermöglicht“, schreiben die Autoren in dem Konzeptpapier. Probleme mit dem ungewohnten Bibliotheksstandort sind ihnen dabei bewußt: So wirke die Unterbringung der Bibliothek in einem Flüchtlingsheim potentiell „nutzungshemmend“, während die Flüchtlinge selbst Bibliotheken auch häufig als räumliche Abwechslung außerhalb ihrer Unterkunft schätzten. Mit einem Ausbau des Personals und der Räumlichkeiten und einem erweiterten Angebot, etwa im Hinblick auf die IT-Ausstattung, soll die Bibliothek im Rathaus Friedenau aber sogar noch an Attraktivität gewinnen. Wann es so weit ist, ist dabei aber noch unklar. „Da das Gebäude derzeit umgebaut wird, müssen auch die Räume der Bibliothek umgestaltet werden. Hierzu zählen auch aufgrund des vorliegenden Konzeptentwurfs ein Flächenvergrößerung und ein behindertengerechter Zugang“, erläutert Stadträtin Kaddatz die aktuelle Agenda. Die Finanzierung des Umbaus sei derzeit aber noch nicht gesichert. Im Konzeptentwurf gibt es jedenfalls zwei Varianten für einen Starttermin: Die erste sieht einen Bezug einer Teilbibliothek bereits in diesem Jahr vor; vollständig wäre die Bibliothek aber erst 2018 nutzbar. Die zweite Variante geht generell von einem Betriebsbeginn in erst rund zwei Jahren aus.
Philip Aubreville