Sie sind nicht die Polizei und nicht das Ordnungsamt. Dennoch soll ihre Anwesenheit zu mehr Sicherheit auf den Straßen und Plätzen Schönebergs führen. Nun weiten die Nachtlichter ihre Rundfahrten aus.
Bisher waren sie im Regenbogenkiez unterwegs, nun sollen die mobilen Nachtlichter auch in anderen Teilen des Schöneberger Nordens nach dem Rechten sehen. Es handelt sich um ein Projekt des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg, das von Think Si³ umgesetzt wird. Die Nachtlichter sind vergleichbar mit den Parkläufern, die tagsüber und abends in Berliner Grünanlagen unterwegs sind. Noch mehr als jene sollen sie zur objektiven Sicherheit beitragen und das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger erhöhen.
Zu diesem Zweck fahren die Nachtlichter ab dem 1. April und vorerst befristet bis zum 30. September 2023 Streife an jenen Orten im Schöneberger Norden, an denen es häufig zu Ruhestörungen oder öffentlichem Drogenkonsum kommt. Dazu gehören etwa der Bayerische Platz, der Crelllemarkt oder der Rudolph-Wilde-Park. Einsatzzeiten sind die Nächte am Wochenende von 18 bis 24 Uhr (Freitag auf Samstag, Samstag auf Sonntag) sowie Feier- und Brückentage.
Mit dem Fahrrad durch die Nacht
Dabei haben die mobilen Nachtlichter, die auf dem Fahrrad unterwegs sind, keine hoheitlichen Rechte. Das Mittel ihrer Wahl ist die Kommunikation. In den Einsatznächten fahren sie ihre Route ab, sehen sich vor Ort um und sprechen gegebenenfalls Menschen an. Ein Obdachloser werde nicht vertrieben, erklärt das Bezirksamt, sondern gefragt, ob er Hilfe benötige.
Bei Fällen von Drogenkonsum in Hauseingängen oder lauten nächtlichen Partys im öffentlichen Raum suchen die Nachtlichter zuerst das Gespräch, werden wenn nötig auch deutlich, aber ohne verbale oder gar körperliche Gewalt anzuwenden. Einer ihrer Grundsätze ist: „Nur wenn wir die Bedürfnisse der anderen beachten und unsere eigenen anpassen, können wir als Gesellschaft funktionieren.“
Konfliktlotsen in freundlichem Outfit
Möglichst viele Menschen sollen sich im Schöneberger Norden sicher fühlen, aber wenn möglich ohne, dass jemand verdrängt wird. Gibt es irgendwo Streit, versuchen sich die Nachtlichter als Konfliktlotsen. Während ihrer Einsatzzeiten können Bürger sie auch anrufen (01787640136) – in Fällen, in denen vielleicht nicht gleich die Polizei kommen muss, wie etwa bei Ruhestörungen. Wenn es nicht anders geht, rufen die Nachtlichter aber auch die uniformierten Beamten zu Hilfe.
Sie selbst treten optisch absichtlich anders auf: keine schwarzen Uniformen wie bei Sicherheitsdiensten, keine ausgebeulten Cargo Pants, dafür weiße Jacken mit freundlichem orangem Aufdruck. Sollten die Nachtlichter im Schöneberger Norden gut ankommen und tatsächlich zu mehr Sicherheit beitragen, könnte das Projekt fortgesetzt werden. Vorher wird es im Herbst zusammen mit Ordnungsamt und Polizei evaluiert.
Text: nt